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Der steile Aufstieg des Sadio Mané aus Sédhiou

Der Liverpool-Flügelflitzer gab Einblicke in sein früheres Leben im Senegal, sprach über Heimweh und über die Zusammenarbeit mit Manager Jürgen Klopp.

Der 24-Jährige, der im Sommer über Umwege für umgerechnet 41 Millionen Euro von Southampton zu den Reds gewechselt war, sprach im exklusiven Interview mit Goal über seinen fußballerischen Aufstieg, der mit vielen Höhen und Tiefen verbunden war.

Auf den Straßen Sédhious

Mit 15 Jahren verließ er Sédhiou im Süden, um sein Glück in der nördlichen Hauptstadt Dakar zu versuchen. “Ich habe meine Heimatstadt verlassen, um gemeinsam mit meinem Onkel in die Hauptstadt zu fahren. Dort wiederum gab es die Möglichkeit an einem Probetraining teilzunehmen”, erklärte der Angreifer.

“Dort angekommen wurden schon sehr viele Jungs getestet bzw. in Teams eingeteilt. Im Nachhinein ist die folgende Geschichte lustig, aber ich werde sie nie vergessen. Ein älterer Mann starrte mich an, als ob er mit das Gefühl vermitteln wolle, dass ich hier fehl am Platz bin. Anschließend fragte er mich, ob ich wegen dem Probetraining hier wäre, ich bejahte seine Frage. Daraufhin frage er mich ‘mit diesen Schuhen?’. Zugegeben, sie waren wirklich in einem schlechten Zustand – zerrissen und alt. Außerdem sagte er noch ‘mit dieser Hose? Du hast nicht mal richtige Fußballshorts’.

Doch Mané ließ sich durch das Gespräch nicht verunsichern und erklärte dem älteren Mann, dass er nichts Besseres zur Verfügung hätte. “Als ich dann mein Können auf dem Platz zeigte, sah man ihm richtig an, dass er sehr überrascht wirkte. Er kam auf mich zu und sagte mir, dass er mich sofort nehmen würde. So wurde ich umgehend dem in die Jugendakademie aufgenommen”, fügte Mané hinzu.

© Michel Pira
© Michel Pira

Seinen ersten kleinen Erfolg konnte die heutige Nummer 19 der Reds für sich verbuchen, doch Mané litt zunächst an Heimweh, woraufhin er überzeugt werden musste, sich der Akademie “Génération Foot” anzuschließen – denen bereits Papiss Demba Cissé (ehemals Newcastle United), Diafra Sakho (West Ham United), Ismaella Sarr (FC Metz) und Fallou Diagne (SV Werder Bremen) angehörten.

“In meiner Heimatstadt war ich pausenlos unterwegs und habe auf Straßen oder wo eben ein Spiel stattfand gespielt. Seitdem ich zwei oder drei Jahre alt war, hatte ich immer einen Ball bei mir. Wenn ich andere Kinder auf der Straße spielen sah, habe ich mich denen sofort angeschlossen”, sagte Mané.

“So hat alles angefangen – nur auf der Straße. Umso älter ich wurde, umso mehr habe ich mir Spiele angesehen, besonders die der (senegalesischen) Nationalmannschaft. Ich wollte meine Helden sehen, ich wollte einer von ihnen sein.”

Familie zunächst gegen eine Fußballkarriere

“Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea (Senegal schaffte es als Debütant sensationell bis ins Viertelfinale), war das ganze Land in großer Aufregung, doch der Fußball war zuvor schon mein Ein und Alles” so der Ex-Salzburger.

Selbst die Leute, die nichts mit Fußball am Hut hatten, konnten dem damals jungen Sadio das Talent ansehen. “In meinem Dorf gab es Turniere, die ich mir immer angesehen habe. Alle meinten, dass ich der beste in der Region wäre, doch für meine Familie war der Fußball von keiner großen Bedeutung. Sie haben sich hauptsächlich der Religion gewidmet und wollten das ich was anderes mache,”

“Meine Familie stellte aber schnell fest, dass ich nur Fußball im Kopf hatte und so gaben sie mir nach anfänglichen Schwierigkeiten die Erlaubnis nach Dakar zu fahren und unterstützen mich fortan”, erklärte Mané. Sechs Jahre später, seit seinem Wechsel zu den Saints, verpasst die Familie kaum noch eines seiner Spiele im TV.

© APA/Georg Hochmuth
© APA/Georg Hochmuth

Dankbarkeit spielt im Leben von Mané eine große Rolle, dabei vergisst er keinen seiner wichtigen Weggefährten. “Mein Onkel war eine große Hilfe, aber nicht nur er. Auch meiner Gastfamilie habe ich viel zu verdanken – eine Familie die ich zuvor nicht kannte. Bis zu meinem Wechsel nach Metz haben sie sich liebevoll um mich gekümmert, so dass ich mich ausschließlich nur auf den Fußball konzentrieren konnte”, ergänzte er.

Mané war mit drei Toren und zwei Assists maßgeblich daran beteiligt, dass sich der Senegal ungeschlagen für die 31. Auflage des ACON im nächsten Jahr in Gabun (14. Januar – 5. Februar) qualifizierte. Sehr zum Leidwesen von Jürgen Klopp, da der Angreifer bis zu vier Spiele verpassen könnte – darunter der Auswärtskracher gegen Manchester United (15.1.) und Heimspiele gegen Swansea (21.1.) und Chelsea (31.1.).

Alle Wege führen zu Klopp

Doch bevor es Mané aus der Mozartstadt in die Premier League zu Southampton verschlug, hätte seine Karriere auch anders verlaufen können. Bereits im Jahr 2012 wollte Klopp den Senegalesen nach Dortmund holen, der ihm beim olympischen Fußballturnier in London aufgefallen war. “Ich war ziemlich aufgeregt, weil ich es nicht glauben konnte, dass er sich mit mir treffen wollte. Dortmund war zu jener Zeit schon sehr erfolgreich”, so Mané.

Schon damals wurde Mané mit dem Liverpool FC in Verbindung gebracht, wie Ralf Rangnick im Juli 2014 in der Kronen Zeitung klarstellte: “Wenn ich bei Liverpool gewesen wäre, hätte ich nicht so viel Geld für jene Spieler ausgegeben, die sie geholt haben – ich hätte Sadio Mané verpflichtet. Und wenn Liverpool für ihn 20 Millionen Euro gezahlt hätte, hätten wir ihn weder halten können noch wollen.”

© Getty Images Sport
© Getty Images Sport

Rangnick erwies sich als schwieriger Verhandlungspartner und schlug Angebote von Borussia Dortmund und West Ham United aus. Ein großzügiges Angebot von Spartak Moskau lehnte Mané bereits ab, da er eine Möglichkeit sah, unter Jürgen Klopp zu spielen.

“Damals hat es nicht geklappt. Es war so frustrierend, aber so ist das Leben. Nichts läuft nach Plan”, erinnert sich Mané. Für Jürgen Klopp selbst, kein Grund Mané von der Willhaben-Merkliste zu streichen – der 33-fache Nationalspieler blieb weiterhin am Radar des 49-Jährigen Deutschen.

Letztlich wechselte der abwanderungswillige Mané für 15 Millionen Euro zu Southampton. Zuvor war der Senegalese von Salzburg-Trainer Adi Hütter aus dem Kader gestrichen und zum Individualtraining verdonnert worden, nachdem er sich zwei Tage vor dem wichtigen Champions-League-Playoff-Rückspiel gegen Malmö vom Mannschaftstraining entfernt hatte. Für Red Bull Salzburg ging es dabei um den erstmaligen Aufstieg in die Gruppenphase. Mané gab im Anschluss an, dass es zu einem Missverständnis mit Sportdirektor Rangnick kam und entschuldigte ich in aller Form.

Man muss Opfer bringen

Zwei Jahre später kam es wie es kommen musste – Klopp holte den vermeintlichen Problemfall Mané an die Merseyside und schloß eine wichtige Baustelle auf der Flügelposition. Dabei lehnte er ein Angebot von Manchester United ab, wie später bekannt wurde. “Jetzt habe ich das Glück, mit einem der besten Manager zusammenzuarbeiten. Es war Schicksal und ich bin sehr glücklich, dass ich nun ununterbrochen von ihm lernen kann”, gab Mané an. “Ich wusste, dass ich zu einem Team komme, das mich unbedingt wollte und u einem Trainer, der mich bereits kannte”, fügte er hinzu.

Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur besseren Entwicklung, merkte auch Mané schnell. “Wenn man ein junger Spieler ist, denkt man oft, dass man schon alles über den Fußball weiß, doch die Wahrheit sieht an anders aus. Ich habe in meiner bisherigen Karriere verschiedene Spielstile und taktische Ausrichtungen kennengelernt. Seit meinen frühen Tagen in der Fußballakademie bin ich dank der Hilfe der großartigen Trainern und Teamkollegen ein kompletterer Spieler geworden.”

Das Mané bereits in seinem Pflichtspieldebüt gegen Arsenal im Emirates (3:4) seinen ersten Saisontreffer feiern konnte, verdanke er der harten Schule des Lebens. “Ich war damals wirklich noch sehr jung und es fiel mir schwer Familie und Freunde zurückzulassen”, beschreibt Mané sein damaliges Gefühlschaos.

© Getty Images Sport
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“Meine Familie habe ich in der Zeit schmerzlich vermisst, vor allem meine Mutter und Schwester. Allerdings wusste ich, wenn ich eines Tages Profifußballer werden will, muss ich Opfer bringen. Die harten Tage halfen mir im Nachhinein mein Ziel zu erreichen.”

“Eine Menge Jungs, mit denen ich aufgewachsen bin, waren talentierte Spieler, aber sie bekamen nie die Chance, Profi zu werden.” Mané bekam sie und lebt heute seinen Traum. Gemeinsam mit Philippe Coutinho und Roberto Firmino sorgte er aktuell in der Liga für Furore. Der Beginn einer hoffentlich neuen Ära.

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