Mit aufrichtigen Worten hat sich Dejan Lovren zur Flüchtlingsproblematik geäußert. “Wenn ich die Nachrichten sehe, sehe ich Flüchtlinge aus Syrien und anderen Ländern. Mein erster Instinkt sagt mir, dass wir ihnen eine Chance geben sollten,” so der 27-Jährige.
Lovren weiß wovon er spricht. Der Liverpool-Verteidiger wurde in der bosnischen Stadt Zenica geboren, musste aber angesichts des Bosnienkrieges als Dreijähriger 1992 nach Deutschland fliehen. “Ich war zuhause mit meiner Mutter, als ich Sirenen hörte. Es war sehr beängstigend. Sie nahm mich in den Arm und ging in den Keller. Sie weinte und alles was wir tun konnten, war uns zu verstecken. Das ist etwas, was ich nie vergessen werde,” offenbarte der Routinier gegenüber Tony Barrett von Joe.co.uk.
“Im Anschluss sind wir mit meinem Onkel in einem kleinen Wagen (Yugo) nach Deutschland gefahren. So wurde ich zu einem Flüchtling”, fügte der kroatische Nationalspieler hinzu.
Fußballer gelten oft als verwöhnte und überbezahlte Millionäre, doch bei vielen Akteuren gibt es auch eine Schattenseite. So wie im Falle von Lovren oder Sadio Mané, die für ihren heutigen Erfolg viel Leid ertragen mussten.
“Für meine Eltern war das eine große Entscheidung nach Deutschland zu flüchten. Wir hatten praktisch nichts außer unsere Kleidung am Körper mitgenommen.”
“Mein Vater blieb allerdings noch einige Wochen in Bosnien. Die genauen Gründe kenne ich nicht, aber er hat sich offensichtlich noch um einige Dinge wie den Hausverkauf gekümmert, bevor er sich uns angeschlossen hat.”
“Als Kind bekommst du icht viel mit, aber ich wusste, dass wir einen anderen Ort aufsuchten der sicherer für uns war. Erst als ich sieben oder acht Jahre alt war, begann ich zu begreifen, welche Entscheidung meine Eltern treffen mussten.”
Kampf ums nackte Überleben
Lovren landete schließlich im fast 900 Kilometer entfernten München. Währenddessen war der Zefall der “Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien” (SFRJ) schön längst besiegelt, verschiedenste ethnische Gruppen lieferten sich einen erbitterten Kampf. Daraus resultierte, dass Städte in Schutt und Asche gelegt wurden.
“Wären wir in Bosnien geblieben, wären meine Eltern und ich vielleicht nicht mehr am Leben. Das sind schreckliche Dinge die passiert sind. Später habe ich viel über den Krieg gelesen und Dokumentationen auf YouTube angesehen, um zu begreifen wie schlimm das alles war. Ich war schockiert was Leute durchmachen mussten. Mir wurde immer klarer, wie sich meine Eltern gefühlt haben. Sie hatten keine andere Wahl.”
“In solchen Zeiten kämpft man ums nackte Überleben. Du denkst nicht daran einen tollen Job zu haben, wo du viel Geld verdienst. Du hoffst einzig und alleine einen sicheren Zufluchtsort zu finden,” so Lovren. weiter.
Vier Jahre nach Kriegsende zog er 1999 mit seinem Bruder Davor (18) und seinen Eltern nach Zagreb, wo er in seiner Jugend bei NK Ilovac, NK Karlovac und Dinamo Zagreb kickte, bevor 2006 seinen ersten Profivertrag bei den Hauptstädtern unterschrieb. Anschließend folgten Stationen in Lyon und Southampton, ehe ihn 2014 Ex-Manager Brendan Rodgers für 25 Millionen Euro an die Anfield Road holte.
Heute lebt der zweifache Familienvater seinen Traum und unterstützt seine Eltern wo er nur kann. Vergessen wird er seine Flucht aber nie: “Ich weiß, dass angesichts des Terrorismus gesellschaftliche Bedenken über Flüchtlinge gibt, aber das sind Familien mit Kindern, wir dürfen daher unsere Augen nicht verschließen.”