Das DAZN-(Co)-Kommentatoren unwissende Polemik an den Tag legen ist nichts Neues. Doch woher kommt die plötzliche Weltuntergangsstimmung unter den vielen Reds?
Blicken auf den Oktober 2015 zurück, wo standen die Reds unter Brendan Rodgers? Wo stand man am Ende der Saison mit Jürgen Klopp? Richtig, in zwei Endspielen (auch wenn beide verloren gingen).
Blicken wir nun auf die aktuelle Saison. Zum Saisonauftakt wischte man mit den Gunners in nur 14 Minuten den Boden, einen Monat später fertigte man den amtierenden Meister ab, um nur kurze Zeit später den aktuellen Tabellenführer an der Stamford Bridge zu besiegen. Welches Team kann das noch von sich aus behaupten?
Nach sieben Spieltagen und einem brutalen Auftaktprogramm (vier Auswärtsspiele am Stück) stand man punktegleich mit Arsenal auf Platz drei bzw. zwei Punkte hinter dem damaligen Tabellenführer Manchester City. Wer hätte das zu diesem Zeitpunkt für möglich gehalten? Vor allem nach diesen Sommertransfers der Konkurrenz.
Zwischenzeitlich war man sogar Tabellenführer, doch dann folgte eine bittere Niederlage in Bournemouth und ein Unentschieden gegen West Ham. Als Reaktion besiegte man Middlesbrough, Everton und City. Zwischen Stoke und City lagen vier Tage, ehe man nach Silvester nur 44 Stunden später schon ins 270 Kilometer entfernte Sunderland reisen musste.
Dort angekommen spielten die Reds (die nicht mal einen richtigen Tag zur Regeneration hatten) gegen einen tiefstehenden Abstiegskandidaten Unentschieden. Nein, man hat nicht verloren.
Warum kam so ein Ergebnis zu Stande? Wahrscheinlich weil die nötige Frische und Konzentration nicht vorhanden war. Diese fehlenden Aspekte führten dazu, dass Strafstöße in dieser Form verursacht wurden. Kann man es den Jungs übel nehmen? Nein, ich denke nicht. Niemand mag Sunderland, niemand will dort spielen.
Ja, Emre Can, Roberto Firmino oder Gini Wijnaldum hatten alles andere als einen Sahnetag, doch solche Leistungen gehören wie das A und O zum Fußball. Mit etwas mehr Überblick wäre der Freistoß-Pfiff ausgeblieben und die aktuelle Stimmungslage wäre genau andersrum.
Immerhin kann man dieser Leistung auch etwas Positives abgewinnen, hier wurde ein für alle Mal den Kritikern vor Augen geführt, wie wichtig Jordan Henderson für dieses Team ist.
Simon Mignolet hat die kurzeitigte Degradierung offensichtlich gut getan, er stahlt mittlerweile Sicherheit aus und hat in seiner Entwicklung einen Schritt vorne gemacht. Doch selbst die sinnlose Torwart-Diskussion will nicht verstummen, stattdessen fordern einige Fans ernsthaft Joe Hart. Wahnsinn.
Fakten, Fakten, Fakten
Liverpool bildet die beste Offensive der Premier League und Liverpool spielt mit Abstand den attraktivsten und sehenswertesten Offensivfußball auf der Insel. Selbst mit den anderen europäischen Top-Teams kann man statistisch locker mithalten. In vielen Kategorien lässt man sogar Teams wie Barcelona, Real oder Bayern hinter sich. Bevor ich es vergesse, die Reds haben den drittjüngsten Kader in der Liga. Konstanz ist ein Reifeprozess.
Darüber hinaus hat man in Anfield seit 24 Spielen nicht mehr verloren. Die Heimstätte scheint wieder große Ehrfurcht zu erzeugen, so wie es einst Bill Shankly immer wollte. Die Anfield Road ist wieder eine Festung. Nebenbei hat man eine schicke neue Haupttribüne + Option auf Ausbau.
Liverpool ist wirtschaftlich und sportlich auf dem richtigen Weg. Erinnert euch an die Zeiten unter George Gillett and Tom Hicks, den Reds drohte ein ähnliches Schicksal wie einst Leeds United.
Unter Jürgen Klopp debütieren Akademiespieler wie Ben Woodburn, Trent Alexander-Arnold oder Ovie Ejaria. Unter dem 49-Järhigen wurde erstmals ein klassischer Sportdirektor installiert. Nebenbei verpflichtet man eine deutsche Köchin/Ernährungsberaterin und einen deutschen Chef-Fitnesstrainer. Alles keine Zufälle.
Selbst die Pläne für die Zusammenlegung der Akademie in Kirby und Melwood soll bereits bereits konkrete Formen angenommen haben. Merken die Pessimisten eigentlich nicht, welcher großer Prozess hier zustatten geht? Das ist erst der Anfang einer erfolgreichen Dynastie.
Die Einkaufspolitik des Trainerteams sollten mittlerweile alle verstanden haben, man kauft keine Stars, sondern formt sie zu Weltstars. Nebenbei zaubert man noch so Transfers wie Joel Matip oder Ragnar Klavan aus dem Ärmel. Ja, City hat für John Stones 55,6 Millionen Euro hingeblättert. Führt der Ex-Toffee irgendeine nennenswerte Statistik an?
Und zum Schluss noch zu den Blues aus London. Zweifelsfrei haben sie mit Antonio Conte einen absoluten Fachmann an der Seitenlinie (ohnehin viel zu cool für diesen Klub). Doch was Kanté und Mati? leisten, muss ein Jordan Henderson alleine richten, alles klar?
Wie undankbar muss deren Situation eigentlich sein, wenn du einen Lauf von 13 Spielen hast und immer noch nervende Reds im Nacken? Aktuell trennen beide Teams fünf Punkte. Die Zeiten wo ein Team wie Arsenal ohne Niederlage zum Meistertitel marschierte sind vorbei. Dafür sind angesichts der hohen TV-Gelder auch die vermeintlich kleineren Teams in der unberechenbarsten und stärksten Liga der Welt sehr gut aufgestellt.
Chelseas Lauf könnte schon morgen an der White Hart Lane enden und dann hätte man so gesehen einen Punkt aufgeholt. Und selbst wenn es am Ende nicht für den Titel reicht, die Champions League war vor Saisonbeginn Ziel Nummer eins.
Achja, Philippe Coutinho steht vor seiner Rückkehr. Dieser Zick-Zack-Kurs steht uns Fans nicht, entspricht auch nicht der Philosophie des Klubs – Support and Believe.
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