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Roberto Firmino: Geschätzt und doch unterschätzt

Kein Spieler der Premier League wird wohl so verehrt und gleichermaßen kritisiert wie Roberto Firmino. Er ist ein Fan-Liebling und trotz – oder gerade wegen – seines exzentrischen Aussehens abseits des Platzes sehr beliebt.

Inzwischen ist er die klare Nummer eins im Sturmzentrum von Jürgen Klopps System. Der Brasilianer hat endlich seinen Platz gefunden, doch genau das wird ihm immer wieder zum Verhängnis.

Wie Friedrich Nietzsche schon sagte: „Für den tragischen Helden ist es notwendig, an dem zugrunde zu gehen, womit er siegen soll.” In Firminos Fall: Das Toreschießen. Man soll den Fußball nicht zu stark heroisieren und mit Kriegsmetaphern hochstilisieren, doch der Vergleich scheint zu gut zu passen.

Defensiv einzigartig

Gebetsmühlenartig betonen Kritiker wie Befürworter wie wichtig der Ex-Hoffenheimer für das Team ist; doch reicht Letzteren dieser Umstand, so erzielt er den anderen dennoch zu wenig Tore. „Ein Stürmer ist für das Toreschießen zuständig“ oder „Mit einem echten Mittelstürmer wäre wir noch stärker“ liest und hört man immer wieder. Doch ist dem wirklich so? Und was zeichnet Firminos Spiel wirklich aus?

Das naheliegendste und für jede Stufe auf der langen Skala der Fußball-Fans ersichtliche ist sein unbändiger Wille und seine Arbeitsrate am Feld. Für Jürgen Klopps Spielstil unerlässliche Eigenschaften, prädestiniert sich “Bobby” schon für den Angriff des LFC – weder Daniel Sturridge noch Dominic Solanke können hier annähernd mithalten.

Allerdings macht Arbeit alleine noch keinen unverzichtbaren Spieler aus dem in Maceió geborenen Brasilianer. Viel eher ist es der vernünftige und mannschaftstaktisch-kluge Einsatz dieser Fähigkeiten, die den 25-Jährigen auszeichnen.

Gerade im Vergleich mit einem ebenfalls gerne pressenden Ex-Redmen wie Luis Suárez, wird dies klarer. Firmino stürmt nicht einfach auf die gegnerische Formation zu und zwingt seine Mitspieler zum Handeln, sondern er geht nur dann ins Pressing wenn er einen Pressingauslöser erkennt oder die Spieler rund um ihn für dieses Manöver bereit sind. Im Kader der Reds weist nur Adam Lallana eine strategisch noch klügere Entscheidungsfindung diesbezüglich auf und dieser wird (auch) deshalb schmerzlich vermisst.

© Getty Images Sport

Gepaart mit seinem Tempo und seiner Robustheit wird Firmino somit zu einem sehr unangenehmen Spieler für die gegnerische Verteidigung. Entgegen dem allgemeinen Irrglauben ist Pressing nicht nur dann erfolgreich, wenn man den Ball direkt gewinnen kann, sondern es soll in den meisten Fällen den Gegner zu einer nicht überlegten Aktion führen – der Ballgewinn wird in weiterer Folge wahrscheinlicher, da eine unsaubere Aktion oft weitere nach sich zieht.

Natürlich kann man aber auch direkte Ballgewinne erzielen und wie oft Firmino dies versucht, lässt sich anhand einer Statistik leicht ablesen: Mit 41 Tackles hat er hier den höchsten Wert aller Angreifer in der Premier League.

Offensive Qualitäten

Ein Stürmer sollte aber nicht (nur) an seinen defensiven Fähigkeiten gemessen werden, sondern an seinen offensiven. Und hier zeigt sich erst wie komplett Roberto Firmino in seinem Spiel wirklich ist. Vergleicht man alle Stürmer der Premier League, zeigt sich, dass Liverpools Nummer 9 bei allen Werten oben mitmischt.

Er spielt die zweitmeisten Schlüsselpässe und hält immerhin bei zwei Assists, seine fünf Tore sind immerhin mittelmäßig, wobei seine Schussgenauigkeit mit 59% ebenfalls in Ordnung ist, ebenso wie seine gewonnen Kopfballduelle.

Nimmt man die Werte der UEFA Champions League her, wird dieser Effekt noch verstärkt. Mit sechs Toren führt er die Liste an, ebenso wie bei den Vorlagen (3). Wettbewerbsübergreifend sind zwölf Tore und sechs Vorlagen in 22 Spielen ein sehr starker Wert.

Zum Vergleich: Somit hat er seinen Bestwert im Trikot des LFC bereits nach einer halben Saison erreicht. Sein Expected Goals-Wert – also der Wert der anhand der Qualität der Torchancen misst wie viele Tore zu erwarten sind – liegt bei drei Toren und sogar unter seiner eigentlichen Zahl von fünf Toren, was unterstreicht wie kaltschnäuzig er vor dem Tor eigentlich ist.

Auch wenn Roberto Firmino nicht in allen Werten an der Spitze steht, so weist er wohl das breiteste Fähigkeitenprofil aller Stürmer Englands auf.

Seine größte Stärke lässt sich in Statistiken aber wohl gar nicht aufwiegen. Wie schon in der Defensive hat der brasilianische Nationalspieler ein Gefühl für Raum und die Bewegung seiner Mitspieler. Und ungeachtet aller anderen Werte die Firmino aufweist, ist schon allein diese Fähigkeit Grund genug für Jürgen Klopp ihn in die Startaufstellung zu stellen.

Denn ohne Firminos Freilaufbewegungen, seinem Link-Up-Play und seiner Mannschaftsdienlichkeit würden Mohamed Salah oder Sadio Mané nicht so in Szene gesetzt werden, wie sie es bislang der Fall ist. Er wird also überspitzt formuliert etwas dem Allgemeinwohl des Teams geopfert, um über seine individuelle Klasse hinaus die Mannschaft auf ein höheres Niveau zu heben.

Fazit

© Getty Images Sport

Um den anfangs aufgeworfenen Heldenvergleich erneut aufzugreifen, so lässt sich konstatieren, dass die Zweifel an Roberto Firmino als Mittelstürmer wohl nie endgültig verschwinden werden. Das größere Bild des Spielertypen Firminos wird sich wohl nie für den ein einfachen Blick öffnen.

Doch was wirklich zählt ist Jürgen Klopps Vertrauen in seinen Spieler und das Wissen, das Beste aus ihm herausholen zu können. Und es ist nicht vermessen zu sagen, dass Firmino und Klopp wie die Faust aufs Auge passen und die Kombination ein echter Segen für Liverpool ist, den man nicht genug schätzen kann.

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