Nach 2:0 Führung holt der Liverpool FC schlussendlich nur ein 2:2, welches man aber als leistungsgerecht bezeichnen kann. Schwächen bei Standardsituationen kosten den Reds den Sieg.
Dabei begann alles nach Maß, denn bereits nach nur drei Minuten gab es den Führungstreffer. Danny Ings, der etwas überraschend in der Startelf stand, erzielte nach einer starken Einzelleistung von Sadio Mané und einer darauffolgenden Ablage von Georginio Wijnaldum trocken aus fünf Metern das 1:0. Es war sein erstes Premier-League-Tor seit 930 Tagen (!) und diese Erleichterung sah man ihm an. Hoffentlich ist da ein Knoten geplatzt.
Rotation vor Spiel des Jahres
Die Formation war das altbekannte 4-3-3, bei dem Ings, Ragnar Klavan, Alberto Moreno und der wieder genesene Joe Gomez starten durften. Trotz der Rotation von Jürgen Klopp vor dem so wichtigen Champions League-Halbfinale am Dienstag gegen die AS Roma, startete man sehr gut in das Spiel. Denn die Spieler wollten nach der Führung mehr, setzen West Brom unter Druck und man kam in der elften Minute durch Mohamed Salah zu einer weiteren guten Möglichkeit.
Das war es dann aber einmal vorerst für eine lange Zeit. Die “Baggies” kamen immer besser ins Spiel, die Reds bekamen wenig Zugriff und gerade die linke Abwehrseite bescherte den Anhängern in Rot ein paar negative Flashbacks. Klavan war die lange Abstinenz am Feld anzusehen, brachte er doch den sowieso schon schwach agierenden Moreno des öfteren Bedrängnis.
Keiner wollte sich empfehlen
Der Spanier war derweil völlig im Vintage-Modus. Sein Stellungsspiel war schwach, im Zweikampf zeigte ihm Matt Phillips immer wieder seine Grenzen auf und auch offensiv konnte Moreno gar keine Akzente setzen – ein Spiel zum Vergessen.
Am ansprechendsten agierte noch Dauerläufer James Milner, der im Dreiermittelfeld die offensivste Rolle inne hatte. Er besetzte sehr oft die Halbräume und schob hin und wieder auf den Flügel um Mané in seiner spielmachenden Rolle – die der seit dem Abgang von Philippe Coutinho einnimmt – zu balancieren.
Wijnaldum war so etwas wie der Mittelpart im Zentrum und war für den Übergang vom mittleren ins letzte Drittel verantwortlich, vor allem mit Ball am Fuß. Die Pässe kamen eher vom defensivsten Spieler Jordan Henderson. Der Kapitän verteilte die Bälle wie üblich sowohl kurz als auch weit, legte rundum einen soliden, aber keinen spektakulären Auftritt hin.
Hoch und weit zum Ziel
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— 11tegen11 (@11tegen11) April 21, 2018
Die Anzahl an hohen, weiten Bälle von Henderson und auch den Innenverteidigern Virgil van Dijk und Ragnar Klavan nahm ab der 20 Minute zu und mit ihnen auch die Ungenauigkeit im Spiel der Reds. Salah war hier ein Sinnbild, gelangen ihm doch kaum Pässe auf seine Mitspieler.
WBA wurde hingegen immer besser, bespielte penetrant die linke Abwehrseite der Gäste und kam so zu einer Reihe von Eckbällen, die allesamt gefährlich in den Strafraum kamen, aber für keine klare Chancen sorgten.
Genau so eine hatte dann aber kurz vor der Pause der hart arbeitende Ings, der mit etwas Glück im Fünfer zum Ball kam, hingegen im 1on1 an Ben Foster scheiterte. Man ging mit einem verdienten, aber nicht glorreichen 1:0 in die Pause.
Gedanken schon bei Rom?
Gleich nach der Pause stand wieder Danny Ings im Blickpunkt. Der Engländer wurde im Strafraum umgetackelt, bekam aber keinen Elfmeter zugesprochen – wohl eine Fehlentscheidung.
Das sollte aber der letzte Blickpunkt für eine längere Zeit bleiben, denn die für die Reds so typische Passivität übernahm die Überhand und so ließ man den Tabellenletzten immer mehr ins Spiel kommen.
Ein letztes Mal vor seiner Auswechslung in der 66. Minute war Ings im Fokus. Denn nach einem harmlosen Zweikampf mit Hegazi, boxte dieser den am Boden liegenden LFC-Stürmer absichtlich in den Bauch (55.). Dies blieb vom Schiedsrichtergespann unbemerkt; doch eine lange, nachträgliche Sperre ist dem Ägypter nach dieser unsportlichen Aktion sicher.
The Ox bringt Schwung
Wie bereits angesprochen schlief das Offensivspiel immer mehr ein, was auch Jürgen Klopp aufgefallen sein dürfte, weshalb dieser Alex Oxlade-Chamberlain und Roberto Firmino in einem Doppelwechsel aufs Feld brachte (66.).
Und gerade der englische Neuzugang brachte wie so oft in dieser Saison ordentlich Energie ins Spiel. Nur fünf Minuten nach dem Wechsel bekam ‘Ox’ den Ball im Mittelfeld und setzte mit einem perfekt dosierten Ball in die Spitze den starteten Mohamed Salah in Szene, der mit einem Lupfer zum 2:0 einnetzte (71.). Es ist bereits sein 41. Tor in dieser Saison – irre.
Most goals in a 38-game @PLinUSA season with 31:
☑️ @alanshearer
☑️ @LuisSuarez9
☑️ @CristianoAnd now…
☑️ @22mosalah pic.twitter.com/mphATXUwFG
— LFC USA (@LFCUSA) April 21, 2018
Salah war wieder einmal kaum im Spiel, wirkte etwas verkrampft, machte aber dennoch sein obligatorisches Tor. Da die Heimmannschaft bis dahin zwar bemüht, aber arg limitiert war, schien in diesem Spiel nichts mehr anzubrennen – doch falsch gedacht.
Auch die Formationsänderung des Trainerteams, das auf ein 4-5-1 umstellte, mit Firmino am linken Flügel mit einer Freirolle in der Offensive und Salah als Solospitze, brachte keine Ruhe für das Spiel.
Aus 2:0 mach 2:2
Nach einem Eckball in 79. Minute bekam man den Ball nicht aus dem eigenen Strafraum und Jake Livermore traf aus kurze Distanz – die Hoffnung der “Baggies” keimte wieder auf.
Bereits in der 86. Minute hatten sie erneut eine Chance, weil Salamon Rondon wie so oft in diesem Spiel relativ frei vor Karius den Ball bekam, der Deutsche aber rechtzeitig klären konnte.
Nur zwei Minuten später war es dann aber soweit und wieder benötigte es eine Standardsituation. Joe Gomez spielte den Ball zu lässig mit der Ferse weiter, war infolgedessen zu einem Foul gezwungen. Der Freistoß vom linken Flügel kam scharf und halbhoch auf die kurze Stange. Karius verschätzte sich komplett, weshalb die kurze Ecke komplett offen war, in welche Rondon einköpfte (88.).
Abhaken und weitermachen
Ein verdienter Ausgleich, waren die beinahe Fixabsteiger doch sehr bemüht. Nach dem Tor passierte nicht mehr viel und so blieb es bei einem wohl verdienten, aber aus LFC-Sicht völlig unnötigen 2:2, das beiden nicht wirklich etwas bringt. West Brom wird den Abstieg nicht mehr verhindern können und Liverpool konnte kaum Punkte auf die Konkurrenz gut machen.
Allerdings wird dieses Remis in den Köpfen der Mannschaft wohl schnell vergessen sein, denn am kommenden Dienstag steht das vielleicht wichtigste Spiel der letzten vier Jahre an – wenn nicht sogar noch länger. Dort heißt es dann volle Konzentration auf das Spiel des Jahres gegen die Mannschaft aus der ewigen Stadt!
Spielinfos
Premier League
35. Spieltag
Schiedsrichter
Stuart Attwell
Austragungsort
The Hawthorns
Liverpool FC
Karius – Gomez, van Dijk (83. Klavan), Klavan, Moreno – Henderson, Wijnaldum, Milner – Salah (84. Lovren), Mané (66. Oxlade-Chamberlain), Ings (66. Firmino)
Ohne Einsatz: Mignolet, Robertson, Solanke, Alexander-Arnold
West Bromwich Albion
Foster – Nyom, Dawson, Hegazi, Gibbs (76. Burke) – Phillips, Livermore, Brunt, McClean (71. Evans) – Rodriguez (89. Robsen-Kanu), Rondon
Ohne Einsatz: Myhill, Yacob, Field, Krychowiak
Tore
0:1 – Ings (3./ WIjnaldum)
0:2 – Salah (71./Oxlade-Chamberlain)
1:2 – Livermore (79.)
2:2 – Rondon (88./ Brunt)
Karten
Moreno (69./Gelb)
Red Fellas – Man of the Match
Danny Ings
Nächstes Spiel
AS Roma (H)
Champions League – Halbfinale Hinspiel
24. April – 20:45 Uhr