Liverpool empfängt am Dienstagabend an der Anfield Road zum Champions-League-Auftakt 2018/19 Paris Saint-Germain. Es könnte ein fußballerischer Leckerbissen werden.
Die schmerzliche Finaleniederlage gegen Real Madird (3:1) haben die meisten Fans verdrängt, auch angesichts des makellosen Ligastarts. Die Reds stehen nach fünf Spieltagen mit Chelsea punktgleich an der Tabellenspitze der Premier League und wollen ihren Erfolgslauf auch in der Königsklasse fortsetzen. Mit Neuverpflichtungen und viel Enthusiasmus im Rücken, will es der Champions-League-Vorjahresfinalist diesmal besser machen.
Dass man dabei jedes Team im Wettbewerb schlagen kann, ist sicherlich nicht untertrieben. Doch zuvor gilt es in der Gruppenphase gegen PSG, Napoli und Crvena Zvezda zu bestehen. Vor allem der französische Meister will nach vielen gescheiterten Anläufen unter Neo-Coach Thomas Tuchel (45) endlich den Henkelpott ihr Eigen nennen. Beide Protagonisten haben in ihrer Vereinshistorie nur zweimal gegeneinander gespielt. Im Europapokal der Pokalsieger 1996/97 triumphierten die Pariser in Hin- und Rückspiel (3:0/0:2) und zogen ins Finale gegen Barcelona ein.
Lob mit Klopp-Komplex
Für beide Teams ist es der erste internationale Härtetest, es könnte eine spektakuläre Angelegenheit zwischen zwei offensivfreudigen Teams werden. Wobei der Faktor Anfield nicht außer Acht gelassen werden darf. Vor allem Tuchel kann darüber in trauriger Nostalgie-Atmosphäre berichten. Beim legendären 4:3-Heimsieg über Borussia Dortmund im Europa-League-Viertelfinal-Rückspiel 2016 zeigte sich in einer berühmt berüchtigten “Anfield European Night”, wie sehr der Funke auf den Rängen auf den Rasen überspringen kann.
Die Hausherren zogen letztlich mit einem Gesamtscore von 5:4 ins Halbfinale ein. Zudem zog Tuchel im deutschen Trainerduell gegen Jürgen Klopp meist den Kürzeren. Nach 10 Spielen ist der Schwabe immer noch sieglos (acht Niederlagen, zwei Unentschieden). Der Respekt füreinander ist hingegen omnipräsent. Nicht nur, dass sich beide Übungsleiter die Favoritenrolle gegenseitig zuschieben, auch lobende Worte waren an der Tagesordnung. “Ich fand, es war wirklich eine kluge Entscheidung von PSG, Thomas Tuchel zu holen”, sagte Klopp.
Von einem Vergleich wollte der 50-Jährige aber nichts wissen: “Direkte Vergleiche sind immer schwierig zu erklären”, fügte Klopp hinzu: “Als ich in Dortmund war, hatte ich eine ziemlich starke Mannschaft. Thomas hat in Mainz außergewöhnlich gute Arbeit geleistet. Ein Vergleich wäre nicht fair.”
Doch Statistiken sind bekanntlich da, um gebrochen zu werden. Drei Punkte sind daher für beide Teams immens wichtig, auch um den Erfolgsverlauf aufrechtzuerhalten. Auch die Hauptstädter haben nach fünf Partien in der heimischen Ligue 1 die volle Ausbeute von 15 Punkten zu Buche stehen. Die lange Reise ins Madrider Wanda Metropolitano (Heimstätte Atlético Madrid) beginnt an der Merseyside.
Team News
Klopp ließ sich beim Thema Roberto Firmino auf der gestrigen Pressekonferenz nicht in die Karten blicken. Der Brasilianer erlitt beim 2:1-Auswärtserfolg über Tottenham eine Augenverletzung. “Bobby sei zwar in Ordnung”, konnte aber am Montag am Mannschaftstraining nicht teilnehmen. Im Falle eines Ausfalls brennen Daniel Sturridge und Xherdan Shaqiri jedenfalls auf einen Einsatz. Divock Origi und Dominic Solanke sind kein Thema, sowie Dejan Lovren und Adam Lallana.
Die spannendste Frage bleibt, feiert Fabinho sein langersehntes Pflichtspieldebüt? Gegen die Spurs wurde die Allzweckwaffe zumindest in den Kader einberufen. Ein Start-Einsatz gilt jedoch als unwahrscheinlich. Gini Wijnaldum, James Milner oder Naby Keita werden für Kapitän Jordan Henderson im Zentrum Platz machen müssen. In der Defensive wird sich mit Andrew Robertson, Vigril van Dijk, Joe Gomez und Trent Alexander-Arnold beziehungsweise Keeper Alisson Becker nichts ändern.
Was in England Mohamed Salah, Sadio Mané und Firmino sind, sind in Frankreich Neymar Jr., Weltmeister Kylian Mbappé und Edinson Cavani. Neymar gehört zweifellos zu den Superstars des Weltfußballs, Mbappé ist der aufregendste Youngster auf diesem Planeten und Cavani ist wie sein Landsmann Luis Suárez ein kaltblütiger Killer vor dem Kasten. Verzichten muss der Scheich-Klub auf Gigi Buffon und Marco Verratti – beide sitzen eine Rotsperre aus. Layvin Kurzawa und Dani Alves fehlen verletzungsbedingt.