Liverpool empfängt im Champions-League-Viertelfinal-Hinspiel den FC Porto (21.00 Uhr/live auf DAZN). In Anfield wollen die Reds wie im Vorjahr für eine Art Vorentscheidung sorgen. Doch Jürgen Klopp hat vor den Portugiesen gewarnt.
Das Premier-League-Meisterrennen macht am Dienstagabend vorübergehend Platz für die Königsklasse. In Nordwesten Englands kommt es gegen den amtierenden portugisischen Meister zum ersten von zwei Showdowns.
Aber für Liverpool braucht der Fan inzwischen harte Herztabletten, um die Dramen und Last-Minute-Erfolge zu überleben. Die letzten Wochen waren sehr intensiv und hart. Zuletzt war ein nervenaufreibender 3:1-Sieg gegen Southampton in aller Munde.
Erneut zeigte Liverpool Charakter und drehte die Partie nach einem Rückstand. Der Teamgeist oder auch die gewisse Attitüde, die United unter Alex Ferguson so erfolgreich gemacht hat, hat zweifellos Einzug an der Merseyside gehalten. Die Klopp-Mannen haben sich regelrecht zu Mentalitätsmonstern entwickelt.
Meisterschaft vor Champions League
Nach zwei Spielzeiten in Folge ist der prestigeträchtigste Pokalwettbewerb der Welt nur noch zweite Wahl. Vollkommen verrückt, wenn man bedenkt, dass sich Liverpool bis vor drei Jahren noch im Niemandsland befand und die Sehnsucht nach dem Henkelpott riesig war.
Doch die mögliche Meisterschaft steht nun mal über allem, für die Fans sogar “aus dem 16. Stock springen würden”, wie Klopp auf der Pressekonferenz feststellte. Der Übungsleiter will jedoch nichts abschenken und strebt den maximalen Erfolg an: “Warum nicht beides?”, fragte er in die Medienrunde. Tatsächlich wären es national und international “nur” noch fünf Spiele bis zur Unsterblichkeit.
Indessen ist die nächste Hürde für den Bayern-Schreck der FC Porto. Ein Wunschlos waren die “Drachen” jedoch keines. “Bei der Auslosung habe ich gedacht: Oha, in Porto werden sie sich bestimmt noch an dieses Spiel erinnern”. Entsprechend forsch und bis in die Haarspitzen motiviert erwartet der deutsche Cheftrainer den Viertelfinalgegner.
Aber: Unabhängig von der Festung Anfield, spricht auch die Statistik gegen Porto. Keines der 18 Spiele konnte Porto auf der Insel gewinnen. Zuletzt gelang dem Team von Keeper-Legende Iker Casillas in sechs Spielen nicht mal ein Tor.
Aus Fehlern gelernt
“Wir müssen auf alles gefasst sein”, betonte Klopp und fügte hinzu: “Wir wissen, dass viele Leute sagen, Porto sei das leichteste Los, aber das ist absoluter Quatsch. Leute, die wirklich Ahnung von Fußball haben, wollen Porto nicht als Gegner haben. Das ist ein richtiges Brett.”
Eine Wiederholung des 5:0-Kantersiegs wie aus dem Vorjahr wird es in dieser Form nicht nochmal geben, da Porto aus ihren Fehlern gelernt beziehungsweise Schlüsse daraus gezogen hat.
“Wir werden uns bestmöglich auf die zwei Spiele vorbereiten. Wir haben aus der Vergangenheit gelernt und wissen, welche eklatanten Fehler uns letztes Jahr unterlaufen sind”, sagte Porto-Trainer Sérgio Conceição kurz nach der Auslosung.
Respekt und Lobeshymnen gab es für den Gegner allerdings auch. “Es wird keine leichte Aufgabe, weil Liverpool eine große individuelle Qualität besitzt. Zudem haben sie sich auch auf der Torwartposition verstärkt. Es ist ein Team, dass hervorragend eingespielt ist.”
Team News
Das Trainerteam kann glücklicherweise fast aus dem Vollen schöpfen, wobei Andy Robertson nach eine weiteren Karte beim Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Bayern München gelbgesperrt fehlen wird. Adam Lallana zwickt noch immer der Muskel und wird daher den Sprung in den Kader nicht schaffen.
Trotz einem weiteren “Endspiel” vor heimischer Kulisse am Sonntag gegen Chelsea, wird Klopp nicht großartig rotieren. Eine starke Mannschaft wird zweifellos unter Flutlicht zum Einsatz kommen.
Vor Alisson werden sich wie gewohnt Virgil van Dijk, Joel Matip und Trent Alexander-Arnold positionieren. Und was passiert auf links? Allzweckwaffe James Milner gilt als Favorit. Der abwanderungswillige Alberto Moreno wäre zwar auch eine Option, hat aber nur krasse Außenseiterchancen.
Das Rätselraten im Mittelfeld war in der laufenden Saison wohl noch nie so spannend wie jetzt im Saisonfinish. Auf der einen Seite hat man mit Fabinho, Gini Wijnaldum und Naby Keita ein Trio, die fußballerisch höher anzusiedeln sind als Jordan Henderson.
Aber die Einwechslung und der daraus resultierende Einfluss des Kapitäns und Milners gegen Southampton hat den zweiten Durchgang verändert. Eine Vorlage und ein Tor standen nach Abpfiff auf der Statistikkarte zu Buche. Deshalb genießt Henderson vermutlich eine übergeordnete Rolle. Zumal Wijnaldum schlicht und einfach überspielt ist.
Offensiv ist mit Mohamed Salah, Roberto Firmino und Sadio Mané alles klar geregelt. Die “Fab Three” entschied das vorletzte Duell praktisch im Alleingang, wobei Mané mit seinem ersten Champions-League-Hattrick herausstach.
Porto muss verletzungsbedingt ohne Stürmer Vincent Aboubakar auskommen. Veteran Pepe und Mittelfeldspieler Héctor Herrera sind rotgesperrt. Linksverteidiger Alex Telles laborierte zuletzt an einer Hüftverletzung, sein Einsatz ist fraglich.