Jamie Carragher räumte ein, dass Liverpool einen „massiven Fehler“ begangen hat, indem Luis Suárez in der Rassismus-Causa 2011 mit Patrice Evra enorm unterstützt wurde. Der ehemalige Reds-Innenverteidiger entschuldigte sich am Montagabend beim damaligen United-Akteur.
Es war das Thema der Premier-League-Spielzeit 2011/2012: Suárez soll während des North-West-Derbys zwischen Liverpool und Manchester United am 15. Oktober 2011 in Anfield seinen französischen Gegenüber rassistisch beleidigt haben. Der englische Fußballverband (The FA) gab Evra letztlich Recht und verhängte über dem Uruguayer eine Acht-Spiele-Sperre sowie eine Geldstrafe in Höhe von 40.000 Pfund.
Der Verband sah es nach einer ausführlichen Untersuchung der von Evra erhobenen Vorwürfe als erwiesen an, dass Suárez seinen Gegenspieler mehrfach in abwertender und provozierender Absicht auf seine Hautfarbe diskriminiert hatte. Mit breiter Unterstützung insbesondere der Reds – einschließlich Carragher – sah sich Suárez im Verlauf der Kontroverse vor allem als Opfer falscher Anschuldigungen an.
Fehlinterpretation oder doch Rassist?
Vielmehr soll es sich um eine kulturelle Fehlinterpretation des spanischen Wortes „negro“ gehandelt haben. Evra gegenüber soll sich das “Enfant terrible” laut eigenen Angaben nicht mehrmals abwertend, sondern nur ein einziges Mal und dabei sogar in versöhnlicher und freundschaftlicher Absicht dem Linksverteidiger zugewandt haben.
Nach der verhängten Sperre liefen alle Liverpool-Spieler am 21. Dezember 2011 beim Meisterschaftsspiel gegen Wigan Athletic mit einem einheitlichen T-Shirt auf, wo Suárez in Jubelpose abgebildet war. Ein Zeichen der demonstrativen Solidarität.
Achte Jahre später ruderte der Champions-League-Sieger von 2005 nun zurück und entschuldigte sich im Rahmen einer Sky Sports-Sendung persönlich bei Evra und gab zu, dass die Spieler einen Fehler begangen haben.
“Mir hat der Mut gefehlt”
“Entschuldigung, wir haben es massiv missverstanden”, sagte Carragher. “Es besteht kein Zweifel, dass wir einen massiven Fehler gemacht haben. Ich nehme mich da als damaliger Vizekapitän nicht aus, weil ich ein Teil der Kampagne war.”
Er fügte hinzu: “Ich würde sagen, dass mir als Einzelperson der Mut gefehlt hat, zu sagen, dass ich das T-Shirt nicht tragen möchte. Ich glaube nicht, dass jeder in Liverpool dachte, dass was wir taten, richtig war. Aber die erste Reaktion ist immer im Sinne des Klubs, egal was jemand tut. Man muss sich untereinander unterstützen, auch wenn man sich irrt.”
Über Liverpools Entscheidung, T-Shirts zu tragen, die den Angreifer unterstützen, sagte Evra: „Ich habe das Spiel gesehen. Ich dachte, absolut lächerlich. Es war wirklich unglaublich. Natürlich verstehe ich, dass man einen Teamkollegen immer unterstützen muss. Aber das war nach der verhängten Sperre, welche Botschaft sendest du in die Welt? Jemanden zu unterstützen, der rassistische Wörter benutzt?”
Während Carragher im Jahr 2013 sein Karriereende bekanntgab und fortan als Pundit arbeitete, verließen die beiden Hauptprotagonisten ein Jahr später England. Suárez wechselte im Sommer 2014 zum FC Barcelona und Evra schlug in Turin bei Juventus seine Zelte auf.