Liverpool hat seine Krise spektakulär beendet und den haushohen Favoriten Manchester City bezwungen. Das Team von Trainer Jürgen Klopp gewann vor der lautstarken Kulisse in Anfield mit 1:0 (0:0) gegen den zuvor unbesiegten englischen Fußballmeister. Dabei wurde Jürgen Klopp glatt Rot auf die Tribüne geschickt.
Gegen aller Meinungen von Experten und Wettanbieter, schlug das Imperium eiskalt zurück und ließ die Kritiker verstummen. Die Leistung seiner Mannschaft bezeichnete Klopp als “sehr, sehr gut in einem unglaublich intensiven Spiel.”
“Wir haben auf einem unglaublich hohen Level verteidigt.” Der 55-Jährige Schwabe hatte nach dem schlechtesten Saisonstart seit zehn Jahren die Wende gefordert. Und seine Profis lieferten. Die Reds tankten bereits unter der Woche in der Champions League beim 7:1 bei den Rangers viel Selbstvertrauen.
Dabei erzielte Mohamed Salah den schnellsten Hattrick der Königsklasse. Dementsprechend war der Ägypter im Top-Duell gegen City bis in die Zehenspitzen motiviert. Auch deshalb, weil die verletzungsbedingt geschwächten Hausherren (ohne Luis Díaz und Ibrahima Konaté) als Vogelfutter für Citys Erling Haaland gehandelt wurden, der aktuell bei 15 Ligatreffern steht.
Reds im Plus
Liverpool startete fulminant in die Partie und erdrückte den Gegner mit ihrem Offensivspiel. Diogo Jota (21.) und Andy Robertson (24.) hatten dabei die besten Möglichkeiten. City hingegen hatte die ersten 25 Minuten keine Antwort parat, was auch daran lag, dass Fabinho allen voran Kevin De Bruyne fest im Griff hatte, der Haaland nicht in Szene setzen konnte.
Doch ganz ausschalten kann man die Qualität Citys natürlich nicht. Zunächst scheiterte Haaland mit seinem Lupfer an Alisson (33.), dann köpfte der Norweger zu zentral in die Arme des Liverpool-Keepers (40.). Speziell aus der zweiten Chance macht der Angreifer in der Regel mehr daraus.
Der Irrsinn von Taylor
Nach einer fast ausgeglichenen ersten Halbzeit entwickelte sich in der zweiten Hälfte eine giftige Partie. Fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff hatte Salah erstmals die Chance, die Hausherren in Führung zu bringen. Doch City-Torwart Ederson parierte mit den Fingerspitzen und musste daraufhin länger behandelt werden.
Fast im Gegenzug traf Phil Foden (53.) für die Gäste. Doch der Treffer zählte nach Videobeweis nicht, weil Vorlagengeber Haaland zuvor Fabinho mehr als nur offensichtlich gefoult hatte. Selbst gegen Salah und Alisson wurde zu regelwidrigen Mitteln gegriffen.
Der “Unparteiische” Anthony Taylor (aus Wythenshawe, Manchester) hatte also drei Möglichkeiten zur Auswahl und ließ dennoch weiterspielen. Es gab keine Zeit zum Durchschnaufen, Diogo Jota vergab per Kopf für die Reds die nächste Topchance zur Führung (56.).
Der überragende Salah – Ali schreibt Geschichte
Es ging weiter munter hin und her, beide Mannschaften suchten die Offensive. Haaland hatte erneut die Führung auf dem Fuß, er scheiterte abermals am glänzend reagierenden Alisson (64.). Der Angreifer ließ an diesem Tag einige Chancen aus, das war man in dieser Saison von ihm bisher anders gewohnt.
Auch die Reds hatten offensiv immer wieder Möglichkeiten, Salahs Schlenzer war zu ungenau (69.). Das erste Tor des Abends lag in der Luft und es sollte in der 76. Spielminute endlich fallen: Alissons langen Ball ließ João Cancelo folgenschwer durchrutschen, sodass Salah frei durch war. Der Ägypter machte es diesmal besser und traf links unten zur Reds-Führung. Anfield bebte.
Nach einem weiteren Assist von Alisson hat der brasilianische Nationalkeeper nun drei Vorlagen und ein Tor inne. In 30 Jahren Premier League konnte kein Torwart diese Statistik aufweisen.
Der Wirkungstreffer kam zum ungünstigsten Zeitpunkt für das Starensemble von City-Trainer Pep Guardiola. Den Gästen fiel schlicht und einfach nichts mehr ein, um zumindest auszugleichen.
Virgil van Dijk und Joe Gomez lieferten die beste Saisonleistung ab, auch James Milner steckte Phil Foden in seine Hosentasche. Das Duell wurde im Vorfeld bereits als entschieden erklärt, Klopp wurde für die Aufstellung auch von den eigenen Fans heftig kritisiert.
Klopp rastet zurecht aus
Guardiola hatte schon im Vorfeld gewarnt, des es keine schwierigere Aufgabe in England gibt als in Anfield zu bestehen. Aber auch die Fans trugen ihren Teil dazu bei und verwandelten das Stadion in einen Hexenkessel, wo inzwischen 110 Dezibel gemessen wurden.
Liverpool wurde in der Schlussviertelstunde förmlich von den Rängen getragen und ließ sich auch nicht durch die Rote Karte gegen Klopp aus der Bahn werfen. Der deutsche Übungsleiter beschwerte sich nach einem nicht gegebenen Wrestling-Foul von Bernardo Silva an Salah derart vehement, dass ihn Schiedsrichter Taylor auf die Tribüne schickte. Am Ergebnis sollte es nichts mehr ändern.
Warten auf Diagnose
Die Reds feierten den wichtigsten “Dreier” der Saison, der richtungsweisend sein könnte. Hätte sich der inzwischen eingewechselte Darwin Núñez in der Nachspielzeit geschickter angestellt und den freistehenden Salah nicht übersehen, wäre es am Ende sogar 2:0 gestanden.
Allerdings könnte der Sieg den Reds teuer zu stehen kommen, Diogo Jota verletze sich in der tiefen Nachspielzeit und musste vom Platz getragen werden. Die genaue Diagnose steht noch aus. Im schlimmsten Falle könnte der Portugiese auch die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar verpassen.
Der Rückstand auf Spitzenreiter Arsenal beträgt 14 Punkte, allerdings hat Liverpool ein Spiel weniger auf dem Konto. Weniger sind es auf Platz vier, da Trennen Chelsea und die Reds nur noch sechs Zähler. “Hoffentlich gibt uns das Selbstvertrauen”, sagte Salah im Anschluss der Partei. “Wir werden bis zum Schluss kämpfen, wir geben nicht kampflos auf.”
Aufstellung
Alisson – Milner, Gomez, van Dijk, Robertson – Fabinho (72. Henderson), Thiago – Elliott (72. Carvalho), Firmino (72. Núñez), Jota (90+9. Tsimikas) – Salah (90. Alexander-Arnold)
Ohne Einsatz: Kelleher, Phillips, Bajčetić, Jones
MOTM
Virgil van Dijk
Referee
Anthony Taylor
Nächstes Spiel
West Ham United
Premier League – 12. Spieltag
19. Oktober 2022 – 20.30 Uhr