Nach Philippe Coutinho, beschäftigt kein anderer Spieler Trainer Jürgen Klopp so sehr wie Emre Can. Der Vertrag des Deutschen endet im kommenden Juni, eine Vertragsverlängerung ist noch immer nicht in Sicht.
Die Transfer-Saga um den 24-Jährigen Nationalspieler ist an der Merseyside zu einem extrem nervenden Thema geworden. Tägliche Wasserstandsmeldungen beherrschen die internationalen Boulevardmedien.
Im Exklusivinterview mit der Süddeutschen Zeitung, sprach der Mittelfeldakteur nun ausführlicher über seine Zukunft. “Die Bundesliga würde mich reizen, wieso nicht”, erklärte Can, der bereits für Bayern München und Bayer Leverkusen spielte.
“Obwohl ich ehrlich sagen muss, dass das Niveau in den vergangenen Jahren nachgelassen hat. Die Premier League hat die Power, mehr Geld für Spieler auszugeben als die Bundesliga. Das ist für Spieler schon sehr, sehr wichtig”, fügte er bemerkenswert offen hinzu.
Bereit für große Klubs
Der Klopp-Schützling gab sich im Gespräch zudem sehr selbstbewusst: „Ich habe das Selbstbewusstsein zu sagen, dass meine Qualitäten ausreichen, um in der nächsten Saison bei einem ganz großen Klub zu spielen.” Ob Can damit auch seinen jetzigen Arbeitgeber Liverpool meinte, ist unbekannt.
Zuletzt wurde der gebürtige Frankfurter auch mit Real Madrid in Verbindung gebracht. Juventus soll laut italienischen Gazetten immer noch die besten Karten haben – auch wenn sich ein angeblicher Vorvertrag mit den “Bianconeris” als Unwahrheit erwies.
Can, der seit 2014 für die Reds aufläuft, etablierte sich unter Klopp zum endgültigen Leistunsträger. Bei Liverpool wird er im zentralen Mittelfeld eingesetzt – auf seiner Lieblingsposition. In der laufenden Saison kann er wettbewerbsübergreifend auf 37 Einsätze, sechs Tore und fünf Vorlagen zurückblicken.
Die Wertschätzung des alten/neuen Klubs sind dem Sohn türkischer Einwanderer ebenso wichtig, wie die “Aussicht auf Titel”. “Davon träumt jeder Fußballer, denn das ist die Belohnung für die harte Arbeit“, wird Can in der SZ zitiert.
Entscheidung vertagt
Ob Can ein neues Arbeitspapier im Nordwesten Englands unterschreiben wird, ließ er wie üblich offen. Die Ausstiegsklausel soll laut klubnahen Quellen ein Knackpunkt sein. Diese wollen die Klub-Bosse aus Boston nicht im Vertrag verankert haben. “Ich komme in England super zurecht. Hier geht es körperlich zur Sache, das liegt mir. Auch die spanische Liga ist reizvoll.”
“Dasselbe gilt für Deutschland, wo es taktischer zugeht, und den italienischen Klubfußball, der zuletzt weiter aufgeholt hat. Was übrigens auf Frankreich genauso zutrifft, diese Liga hat sich mittlerweile enorm etabliert unter den besten in Europa. Daher möchte ich nichts ausschließen, weil ich nicht weiß, was ich ab Sommer machen werde.“ Can wurde einst von Brendan Rodgers für 12 Millionen Euro verpflichtet.
Abschied aus München war richtig
Can verriet außerdem, dass Bayerns Ex-Coach Pep Guardiola der Grund für seinen Wechsel nach Leverkusen war. “Ich war sehr jung und für mich war wichtig, dass ich viel spiele. Er hat mir aber ehrlich gesagt, dass er nicht garantieren könne, dass ich jede Woche spielen werde. Dann hat sich die Möglichkeit in Leverkusen ergeben.”
“Die haben auch Champions League gespielt. Für viele war es so gesehen ein Schritt rückwärts. Aber für mich war es ein Schritt vorwärts, weil ich in Leverkusen immer gespielt habe. Heute sieht man, dass einfach die richtige Entscheidung war.”
Nationalmannschaft als langfristiges Ziel
Außerdem sprach Can über die deutsche Nationalmannschaft. Beim DFB-Team möchte er früher oder später den Leistungsträgern angehören. „Mein Ziel ist es, noch viel, viel öfter zu spielen bzw. Verantwortung zu übernehmen“, so der Mittelfeldspieler, der bisher auf 20 Einsätze in der A-Nationalmannschaft kommt.
„Ich bin jetzt ein paar Jahre dabei. Bisher habe ich nicht immer auf meiner Position spielen können, deshalb konnte ich vielleicht auch nicht immer unter Beweis stellen, was ich kann.”
Als Kritik soll dies nicht an Bundestrainer Joachim Löw gewertet werden: “Verstehen sie mich nicht falsch. Ich spiele dort, wo ich spielen soll. Und wenn der Trainer sagt, ich soll ins Tor gehen, dann mache ich auch das.”