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Offiziell: Melwood an Bauträger verkauft

Kaum ein anderes Trainingsgelände im europäischen Spitzenfußball wird so stark mit einem Klub assoziiert, wie Melwood. Doch bald heißt es Abschied nehmen von der Kultstätte , da diese von einem Bauträger erworben wurde.

Umziehen bedeutet immer etwas zurückzulassen, vor allem dann, wenn man 60 Jahre an der gleichen Stelle gewohnt hat. Aber Melwood ist nicht irgendein Ort, Melwood ist ein besonderer Ort. Ein Ort, der eine signifikante Rolle in der erfolgreichen Vereinsgesichte spielte.

Die kleine Anlage im West Derby – einem Vorort von Liverpool – befand sich 1959 in einem desolaten Zustand und wurde schließlich von Liverpool-Ikone Bill Shankly in Obhut genommen. Der Schotte verlieh der Trainingsanlage nicht nur neuen Glanz, sondern auch einen neuen Spirit. Die Profis fanden einen erstklassigen Ort vor – landesweit versteht sich.

Die Fahrten und Rituale zwischen Melwood und der Anfield Road stellten sicher, dass Shankly mit nur 14 Spielern in der Saison 1965/66 sensationell englischer Meister in der Football League First Division wurde. Eine gewisse Magie war geboren.

Die Anlage, die sich zwischen engen Straßen, Häusern und Grundschulen befindet, war immer schon ein gewisser stolz der ansässigen Anwohner. Außerdem auch eine Attraktion für Touristen, die sich mit der Buslinie 12 aus der Innenstadt zum besagten Ort befördern lassen. Auch die Stars von morgen versuchten stets einen Blick auf ihre Idole zu erhaschen.

Foto: Getty Images

Proteste der Anwohner

Doch das alles gehört der Vergangenheit an, wie Liverpool am Donnerstag offiziell bestätigte – Melwood wurde an den Bauträger Torus verkauft. Die Daily Mail berichtet von 10 Millionen Pfund. Die erzielte Verkaufssumme soll wiederum in das neue Trainingszentrum in Kirkby reinvestiert werden. Bedenkt man jedoch, dass Liverpool inzwischen mehr als 2 Milliarden US-Dollar schwer ist, handelt es sich um Peanuts.

Daher ist die Empörung und Enttäuschung der knapp 3.000 Anwohner in der Region nachzuvollziehen. Zwar habe Liverpool das Recht umzuziehen, aber der Gedanke, dass ein geschichtsträchtiges Grundstück in 160 seelenlose neue Häuser verwandelt wird, ist für die meisten furchterregend. Nostalgie-Fans von Arsenal und West Ham United können dem nachempfinden – aus dem legendären Highbury und Boleyn Ground wurde eine gesichtslose Wohnsiedlung erschaffen.

Da aber der moderne Fußball immer schneller und größer wird, aber auch um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben, ist der Umzug leider unausweichlich. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge wird man sich vom “Gotteshaus” verabschieden. Jürgen Klopp sagte unlängst, dass es ein “wundervoller Ort ist”, aber der Umzug der “richtige Schritt in die Zukunft“ sei.

Um der aufkommenden Unzufriedenheit entgegenzuwirken, möchte Torus mit der örtlichen Gemeinde beraten, um Feedback von Anwohnern und örtlichen Unternehmen zu erhalten. Als gemeinnützige Stiftung ist Torus mit 1.600 Wohnungen in der Region West Derby außerordentlich etabliert und verwaltet rund 40.000 Sozialwohnungen im Nordwesten.

Ein Klubsprecher der Reds sagte: „Mit schwerem Herzen geben wir denn Verkauf des Standorts Melwood bekannt. Das Gelände ist jedoch räumlich begrenzt und kann den Ambitionen des Klubs nach einer neuen erstklassigen kombinierten Trainingseinrichtung nicht gerecht werden.”

Er fügte hinzu: “Der Verkauf des Standorts ist ein wesentlicher Bestandteil der zukünftigen Pläne des Vereins. Der Verkauf von Melwood ermöglicht es uns, weiterhin in das Team und die Infrastruktur zu investieren, um unsere Ambitionen sowohl auf als auch außerhalb des Platzes zu unterstreichen.”

Complex der Superlative

Der Umzug ins neue Hauptquartier in Kirkby folgt im Sommer 2020, wo die Profi- und Jugendabteilung zusammengelegt wird. Beide Orte trennten bislang 15 Autominuten. Nach Abschluss des Projekts, werden die Reds einem elitären Kreis angehören, da nur wenige Klubs – wie Real Madrid oder Manchester City – in Europa über solche Rahmenbedingungen verfügen.

Daher ist Klopp davon überzeugt, dass der Umzug einen massiven positiven Einfluss auf die zukünftige Jugendarbeit nehmen wird. Der wichtigste Faktor sind die Pläne, dass die Youngsters schneller in die erste Mannschaft herangeführt werden sollen. “Wenn wir beide Faktoren kombinieren, können wir sicherstellen, dass Nachwuchs und Profis voneinander lernen und profitieren,” analysierte der deutsche Übungsleiter.

Bisher wurden mehr als 520 Tonnen Stahl für den Neubau benötigt. Zudem wurden mehr als 2.300 Kubikmeter Beton und 30.000 Tonnen Stein für das Fundament, der Schwimm- und Hydrotherapiebecken und Fußwege verbaut. Die Kosten für den den Mega-Campus belaufen sich demnach auf insgesamt 50 Millionen Pfund (umgerechnet 58 Millionen Euro).

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