Jürgen Norbert Klopp aus dem Schwarzwald hat sich in Liverpool endgültig unsterblich gemacht und ein Denkmal verdient. Erstmals nach 30 Jahren sind die Reds wieder englischer Fußballmeister. Und wie!
Eine jahrzehntelange Durststrecke ist am Donnerstagabend zu Ende gegangen. Liverpool steht erstmals nach 30 Jahren wieder als Meister fest, und das, ohne selbst gespielt zu haben. Durch eine 1:2-Niederlage von Verfolger und Titelverteidiger Manchester City bei Chelsea ist der frischgebackene Meister mit 23 Punkten Vorsprung bereits nach 31 von 38 Premier-League-Runden nicht mehr von der Tabellenspitze zu verdrängen und darf somit seinen insgesamt 19. Meistertitel feiern.
Der früheste, weil noch nie ein Klub sieben Spieltage vor dem Saisonende am Ziel war – fünf waren der bisherige Rekord (Manchester United 2000/01, Manchester City 2017/18). Und der späteste, weil natürlich noch niemand erst jubeln durfte, als schon offiziell der Sommer begonnen hatte.
Liverpool liegt damit nur noch einen Erfolg hinter Rekordchampion Manchester United. Ihren ersten Auftritt als Meister haben die „Reds“ am kommenden Donnerstag ausgerechnet beim entthronten Champion Manchester City, wo der traditionelle Spalier für den neuen “Champion of England” abgehalten wird.
“We have to change from doubter to believer“
Untrennbar verbunden ist die „Wiederauferstehung“ Liverpools zweifelsohne mit dem im Herbst 2015 verpflichteten Ex-Dortmunder Jürgen Klopp, der als erster deutscher Coach überhaupt englischer Meister wurde. Am 9. Oktober 2015 stellte sich der 53-Jährige erstmals vor und ließ inzwischen einen legendären Satz von sich: “We have to change from doubter to believer. “We have to change something and then see what we can achieve.”
Fünf Jahre, schmerzhafte Niederlagen und vier Titel später, konnte Jürgen Klopp seine Emotionen in einer Live-Schalte nicht mehr zurückhalten. „Das ist das Beste, was ich mir vorstellen kann und mehr, als ich mir je erträumt hatte. Was soll ich sagen, es ist ein unglaublicher Moment. Ich bin total überwältigt“, sagte der Erfolgstrainer, der am Ende das Interview mit dem englischen TV-Sender Sky mit Tränen in den Augen abbrechen musste.
Nach dem Gewinn der Champions League, UEFA Super Cup und der FIFA-Klubweltmeisterschaft ist es für Klopp der vierte Titel mit seiner Mannschaft – und der wichtigste. Drei Jahrzehnte mussten Fans Schmerz, Häme und Spott ertragen. Oftmals war man sehr knapp dran, besonders die Spielzeit 2013/14 blieb sehr in Erinnerung, wo man zwei Runden vor Schluss den Titel noch verspielte und ausgerechnet Vereinsikone Steven Gerrard ein folgenschwerer Fehler im Spiel gegen Chelsea (0:2) vor heimischer Kulisse unterlief.
In der Vorsaison standen die „Reds“ schon mit sieben Punkten Vorsprung an der Spitze. Doch am Ende verpassten sie den Titel als bester Vizemeister der Geschichte mit 97 Punkten ganz knapp um einen Zähler.
Corona-Auflagen passé
Tausende Fans feierten unter weitgehender Missachtung der Coronavirus-Auflagen den Meistertitel. In den Straßen Liverpools und vor allem in Anfield drängten und umarmten einander Anhänger, Rauchbomben und Feuerwerkskörper wurden gezündet, Autokorsos mit Hupkonzert zogen durch die Straßen.
Die feiernden Fans in den Straßen setzten sich auch über einen Appell von Klopp hinweg. Er hatte die Anhänger aufgefordert, daheim zu bleiben oder allenfalls direkt vor ihren Häusern zu feiern. Klopp versprach, dass die offizielle Meisterfeier so bald wie möglich nachgeholt wird. Auch eine Parade durch die Stadt soll es dann geben.