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U18: Positive Zwischenbilanz für Steven Gerrard

Die erste Saison als Trainer der U18 kann sich sehen lassen. Steven Gerrard macht als Manager beachtliche Fortschritte.

Nach einem Gastspiel in Los Angeles und seinem Karriereende im November 2016, kehrte die Klublegende an alter Wirkungsstätte zurück. Gerrard übernahm im vergangenen Februar nicht wie zunächst angenommen die U23, sondern beerbte den ehemaligen U18-Coach Neil Critchley. Letzterer übernahm im Gegenzug die U23.

Knapp 10 Monate später und zum Jahreswechsel steht seine U18 an der Spitze. Die Gerrard-Elf führt ohne Niederlage nicht nur die Premier-League-Nord-Tabelle an, auch in der UEFA Youth League (A-Jugend-Pendant der Champions League) qualifizierte man sich als Tabellenerster für die Ko-Phase. Zeit sich die Young Guns in Kirkby etwas näher anzusehen.

Einstellung

Das Echo war riesengroß, als der verlorene Sohn in der Akademie anheuerte, gleichzeitig bat er um Zurückhaltung, damit in Ruhe gearbeitet werden könne. Doch die Marschroute war von Beginn an klar: „Kämpfen, beißen, siegen. Wir gehen dahin, wo es wehtut. Die Lungen müssen brennen, graben wir wirklich tief“, so der 37-Jährige Neo-Manager.

Tugenden, die Gerrard einst selbst zum Weltstar machten, denn Talent ist nicht alles. Der langjährige Kapitän weiß also wovon er spricht. Nach harten und schweißtreibenden Trainingseinheiten, wurde Ex-Reds-Manager Gérard Houllier auf ihn aufmerksam, der Rest ist Fußballgeschichte.

„Ich liebe Talent und ich liebe es die Entwicklung in der Akademie zu beobachten, allerdings ist es wichtig, dass die Jungs auch die andere Seite des Spiels verstehen,“ erklärte der Ex-Profi im April im Gespräch mit BT Sport. „Mein Team muss physisch sein.“

Taktik

Ohne großartige Experimente, setzte Gerrard auf die Grundlagen. In einem abwechselnden 4-4-2-Diamond, 4-2-3-1 oder 3-4-2-1-System sollte die Ära eingeläutet werden. Doch kurze Zeit später setzte er auch auf ein 3-4-3-System, was wiederum eine Serie von Siegen einbrachte.

Die Drei-Mann-Verteidigung um Anthony Driscoll-Glennon (18), Tom Clayton (17) und Rhys Williams (16) erwies sich als äußerst erfolgreich. Ergänzt wurde die Formation mit den hoffnungsvollen Flügelspielern Adam Lewis und Rafa Camacho (17). In der Zentrale setzte man meist auf das 16-Jährige Duo Edvard Tagseth und Elijah Dixon-Bonner.

© Propaganda

In der Offensive sorgten Curtis Jones und der Kanadier Liam Millar für Furore. Ben Woodburn und Rhian Brewster, die grundsätzlich der U23 angehören, setzten vor allem in der Youth League in ihren Gastspielen ihre Duftmarke.

Viele Formationen, Stile und Taktiken. Es ging also nicht darum auf Einzelspieler zu setzen, sondern auf das Kollektiv. Gerrard war bereits in seiner ersten Saison für den Gegner nur schwer zu analysieren, ein Taktik-Genie?

Am deutlichsten erkannte man seine Handschrift in der Youth League. Beim 4:1-Auswärtssieg in Maribor brachte die hohe Verteidigungslinie den Erfolg, in Sevilla (0:4) wiederum das intensive Pressing. Der Champions-League-Sieger von 2005 wusste den Gegner zu frustrieren. 16 Spiele ohne Niederlage kann also kein Zufall oder Glück sein.

Spätestens nach den Auftritten gegen die europäischen Top-Nachwuchseliten sollte sich die Ernennung zum U18-Cheftrainer ausgezahlt haben. Der mutige Schritt wurde zunächst nicht von allen begrüßt, da Gerrard über keinerlei Erfahrungen als Trainer vorweisen konnte.

Schlüsselspieler

Das größte Juwel ist zweifelsohne Curtis Jones. Der in Liverpool geborene 16-Jährige besticht vor allem durch seine Kreativität und Torgefährlichkeit. Englands-U17-Kapitän hält nach 28. Einsätzen bei 15 Toren und 4 Assists. Für einen Mittelfeldakteur eine beeindruckte Ausbeute. Eine Leistung die selbstverständlich auch vor den Verantwortlichen nicht verborgen blieb.

© Propaganda

„Die Mannschaft ist um ihn herum aufgestellt“, gab Gerrard zu. „Er ist ein Top-Talent sowie Spieler. Es ist wichtig, dass er oft am Ball ist. Er hat diese Gabe, aus dem Nichts etwas zu zaubern.“ Die Lobeshymnen kommen tatsächlich nicht von ungefähr, auch außerhalb des Platzes gilt Jones als Führungspersönlichkeit. Der Guardian packte ihn zudem auf die Liste der 20 größten Nachwuchstalente der Premier League.

Unterstützt wird Jones durch das norwegische Talent Tagseth, der durch seine dynamische und intelligente Spielweise und teils Abräumer-Qualitäten mehr Freiheiten schafft. „Eddie macht genau das, was auf der Betriebsanleitung steht. Er ist einer dieser Spieler“, so die damalige Nummer 8. „Ich bin glücklich ihn zu haben, ich liebe es ihn zu trainieren. Er hat eine große Zukunft vor sich.“

Das Trainerteam ist allerdings gewarnt, umso schneller sich die Nachwuchstalente entwickeln, umso wahrscheinlicher ist der Aufstieg in die U23. Kapitän Adam Lewis ist einer dieser potentiellen Kandidaten.

Das 18-Jährige Eigengewächs fällt zwar hin und wieder durch seine hitzige Attitüde auf, doch die spielerischen Qualitäten des Linksverteidigers sind unbestritten. “Sofern Adam diese Konstanz beibehalten kann, wird er nicht mehr lange ein Teil dieser Mannschaft bleiben“, analysierte Gerrard nüchtern. „In seinem Alter habe ich noch keinen Spieler gesehen, der so eine Qualität besitzt.“

Twitter · @lfc

Zu guter Letzt gibt es noch das kanadische Sturmtalent Liam Millar. Der 16-Jähriger erwies sich in den vergangenen Partien als Pirat. Die Ausbeute nach 16 Spielen: 10 Scorerpunkte. Torgefährlich, aber auch mannschaftsdienlich. Unter dem Jung-Trainer entwickelt sich der Youngster immer mehr zu einem erstklassigen Torjäger.

Was bring die Zukunft?

Gerrard hat seine Skeptiker schnell zum Schweigen gebracht. Die Zukunft sieht in der Tat rosig aus, die Stars von morgen stehen in den Startlöchern. Der eine oder andere wird Trent Alexander-Arnold und Ben Woodburn defintiv ins Profilager folgen. Die Fähigkeit seine Schützlinge spielerisch, charakterlich als auch mit der nötigen Siegeswillen für die große weite und erbarmungslose Fußballwelt vorzubereiten, ist gewiss vorhanden. Eine Einstellung, die in einer aalglatten Nachwuchswelt aller Red Bull immer mehr von Trainern und Experten gefordert wird.

Liverpool-Legende Jamie Carragher äußerte sich zuletzt zur dieser kritischen Entwicklung sehr deutlich. So werden aus Männern Babys erschaffen, die gesellschaftlich gnadenlos scheitern werden. „Warum haben 13-Jährige schon Berater? Sie werden zu den Fußballschulen kutschiert, trainieren auf makellosen Plätzen, spielen in blütenweißer Trainingskleidung. Alles wird getan, damit sie sich nur auf den Fußball fokussieren müssen“, schrieb das einstige Kirkby-Talent in seiner Kolumne für die Daily Mail.

„Sie werden mit Geld überschüttet und wenn etwas schief geht, wird ihnen gesagt, dass es nicht ihre Schuld ist. Warum werden sie aus der Verantwortung genommen? Sie leben ein Leben mit persönlichen Assistenten, Agenten und Nannys, jede Kleinigkeit wird für sie organisiert und erledigt. Manche wissen nicht einmal, wie man einen Zahnarzttermin ausmacht.“

Jürgen Klopp schob diesem Wahn bereits einen Riegel vor. So führte man in der Debütsaison eine Gehaltsobergrenze von 45.000 Euro ein. „Bevor wir einen Spieler verpflichten, der nicht viel besser ist als das, was wir haben, setzen wir auf unsere eigenen Jungs“, erklärte Klopp. „So sollte unsere Zukunft aussehen, sogar in dieser verrückten Transferwelt.“

Doch was bedeutet die erfolgreiche Arbeit mit Nachwuchskickern für die eigene Karriere? Bekanntlich schlug Gerrard ein Angebot des Drittligisten MK Dons aus. „Er hätte viele Jobs als Cheftrainer annehmen können. Allerdings hatte er das Gefühl, nochmals seine Treter im Gras schmutzig machen zu müssen“, erklärte U23-Trainer Critchley.

© Liverpool FC

„Das zeigt wiederum, dass er mit seiner Arbeit unter dem Radarschirm erscheinen will, was allerdings nur bedingt gelingt, wenn man Steven Gerrard heißt.“

Gerrard will also kein Vitamin C durch seine einzigartige Weltkarriere ausschöpfen, sondern seinen eigenen und ehrlichen Weg gehen, sowie wie andere Ex-Profis auch. Setzt sich der Erfolgstrend weiterhin durch, werden lukrative Angebote nicht weniger werden. Früher oder später, wird Liverpools bester Spieler der Premier-League-Ära eine neue Herausforderung annehmen.

Jürgen Klopps Vertrag läuft im Sommer 2022 aus, ob man an der Anfield Road bereits über einen Nachfolger nachdenkt? Ein Engagement bei seinem Herzensverein wäre möglicherweise etwas voreilig, doch es bleibt festzuhalten, dass er über hervorragende Managerqualitäten verfügt.

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