Liverpools Nachwuchsstürmer Rhian Brewster musste sich in den letzten Wochen und Monaten wohl oder übel mit Rassismus auseinandersetzen. Dabei kritisiert er die Untätigkeit der UEFA.
Brewsters Debüt im Profikader der Reds steht noch aus, doch der U17-Weltmeister musste bereits andere weitreichende Erfahrungen sammeln. Im Gespräch mit dem Guardian, berichtet der Youngster von einigen Vorfällen in den letzten sieben Monaten.
Zuletzt soll es beim Youth-League-Spiel gegen Spartak im Prenton Park zu einem rassischsten Zwischenfall bekommen sein. Nur mit Mühe konnte der 17-Jährige von seinen Teamkollegen zurückgehalten werden.
Die Reds reichten daraufhin eine offizielle Beschwerde beim europäischen Fußballverband UEFA ein. Der Gewinner des Goldenen Schuhs, öffnete sich nun in einem ausführlichen Exklusivinterview mit der renommierten britischen Tageszeitung.
„Ich wurde gefoult“, erinnert sich Brwester an den Zwischenfall gegen die Russen. „Ich war auf dem Boden und hielt den Ball in meinen Händen. Einer ihrer Spieler fing in russischer Sprache auf den Schiedsrichter einzureden. Ich sagte: ‚Das ist ein Foul Mann, was ist los mit dir?'“
„Ich lag noch immer auf dem Boden, plötzlich beugte sich der Spieler über mich und sagte mir folgendes ins Gesicht: ‚Leck meinen Sch****, du N*****.‘ Ich sprang auf, im gleichen Moment dürfte der Schiedsrichter realisiert haben, dass etwas vorgefallen sein muss.“
„Der Unparteiische sagte mir, er könne nichts tun, weil er nichts gehört habe. Das einzige was ich tun könnte, ist den Vorfall zu melden. Daraufhin sagte ich ihm, dass wir das am besten jetzt gleich machen sollten. Er wiederum fing an anderes zu tun, ich bestand aber darauf, es jetzt zu melden. Also gingen wir zum 4. Offiziellen und meldeten den Vorfall. Ich habe Steven Gerrard auch noch darüber informiert, was passiert war.“
Beim Übeltäter soll es sich um Spartak-Kapitän Leonid Mironov handeln. Der 19-Jährige jedoch bestreitet die Vorwürfe. Brewster wartet auch Wochen nach dem Ereignis immer noch auf ein Disziplinarverfahren seitens der UEFA.
Brewster behauptet auch, auf dieselbe Art und Weise beim U17-Länderspiel gegen die Ukraine und im Spiel für Liverpools U19 gegen Sevilla rassistisch beleidigt worden zu sein. Zudem soll im Finale der U17-Weltmeisterschaft gegen Spanien, Wolverhamptons Mittelfeldspieler Morgan Gibbs-White Ziel einer rassistischen Attacke gewesen sein.
„Im Strafraum ist etwas passiert“, so Brewster. „Nach seinem Torschuss, hatte ihn ein Spanier einen Affen genannt. Ich war in unmittelbarer Nähe. Also fragte ich Morgan, ob er eben das gleiche wie ich hörte. Er bejahte und fügte hinzu, dass er dachte, er wäre der einzige gewesen.
Rassistische Übergriffe gehen an keinem Spieler spurlos vorüber, so auch nicht an Liverpools Akademiespieler, vor allem auch deshalb, weil die die zuständigen Stellen nicht aktiv dagegen vorgehen.
„Ich denke oft an diese Vorfälle, manchmal möchte ich alleine gelassen werden um nachzudenken. Ich glaube nicht, dass die UEFA Rassismus ernstnimmt. Es interessiert sie nicht wirklich. Es fühl sich jedenfalls so an, als möchte alles schnell unter dem Teppich kehren.“
Die Organisation „Kick It Out“ ist die Gleichstellungs- und Inklusionsorganisation des Fußballs, lobte Brewster für seinen Mut seine Erfahrungen an die Öffentlichkeit zu tragen. Die Organisation kämpft seit 1993 im gesamten Fußball-, Bildungs- und Gemeinschaftssektor gegen Diskriminierung.
An incredibly brave @RhianBrewster9 speaks out on the racism he has suffered during his career so far. It is time for the relevant authorities to act on this unacceptable behaviour. https://t.co/eX4R3nqQJS
— Kick It Out (@kickitout) December 28, 2017
Boateng als Vorbild
Vor vier Jahren war Milans damaliger Offensivspieler Kevin-Prince Boateng Opfer von rassistischen Beleidigungen. Die Fans des Viertligisten Pro Patria nahmen den ghanaischen Fußballspieler beim Freundschaftsspiel von Anfang an ins Visier. Doch die Rechnung hatten alle anwesenden Rassisten ohne den Wirt beziehungsweise Boateng gemacht.
Der gebürtige Berliner, der mittlerweile für Eintracht Frankfurt in der deutschen Bundesliga auf Torjagd geht, drosch den Ball auf die Tribüne, zog sein Trikot aus und verließ den Platz. Die gesamte Mannschaft folgte dem dunkelhäutigen Teamkollegen.
Milans Ex-Trainer Massimiliano Allegri zeigte im Anschluss absolutes Verständnis für den Abbruch: „Ich denke, dass es die richtige Entscheidung war, nicht auf das Feld zurückzukehren – aus Respekt vor unseren Spielern und allen anderen dunkelhäutigen Spielern in jeder Liga.“