Königsklasse Calling: Der Ball rollt wieder in der UEFA Champions League. Der FC Porto empfängt am Mittwochabend im heimischen Estádio do Dragão die Reds aus Liverpool.
Die meist männlichen Fans stehen ähnlich wie ihr Herzensklub vor einer schwierigen Aufgabe: Einen Balanceakt zwischen Valentinstag und einem Hinspielsieg zu finden. Ein taktisches Vorgehen ist daher mehr denn je gefragt.
Beiden Klubs gelang am Wochenende die Generalprobe. Liverpool feierte durch Tore von Roberto Firmino und Mohamed Salah einen ungefährdeten 2:0-Auswärtssieg gegen Southampton. Porto gab sich in Chaves keine Blöße und überrollte seinen Gegner mit 4:0.
Der Duft der Champions League
Die weltbekannte Hymne (geschrieben von Tony Britten) erklang für die Klopp-Truppe bereits Mitte August, als sich der Merseyside-Klub im Hin- und Rückspiel gegen Hoffenheim mit einem Gesamtscore von 6:3 durchsetzte. Nach drei Jahren Abstinenz, mischte Liverpool wieder im Konzert der Großen mit. Anders ausgedrückt: Nach 2009 bestreitet man wieder ein Achtelfinale.
Zunächst folgte eine schleppende Gruppenleistung, wobei man sich gegen Sevilla zwei Mal selbst um den Sieg brachte. Schließlich qualifizierte sich der LFC mit 12 Punkten als Gruppenerster verdient für die Knockout-Phase.
Die Andalusier folgten mit drei Punkten weniger auf dem Konto als Gruppenzweiter in die Runde der letzten 16. Spartak (6) begnügte sich mit der Europa League, Maribor (3) schied mit einem Achtungserfolg gegen die Spanier im heimischen Stadion Ljudski vrt (1:1) letztlich sang- und klanglos aus.
Porto setzte sich in einer Gruppe mit Besiktas, RB Leipzig und AS Monaco mit 10 Punkten als Zweitplatzierter durch. Dabei musste man im letzten Heimspiel gegen den Gruppensieger vom Bosporus eine 1:3-Niederlage hinnehmen.
Während Liverpool in der heimischen Premier League in einem brutalen Vierkampf um die begehrten Champions-League-Plätze verwickelt ist, führt Porto (55) die Tabelle vor den beiden Traditionsklubs Benfica und Sporting (je 53 Punkte) aus Lissabon an – der 28. Meistertitel ist zum Greifen nah.
Dennoch sind die Rollen klar verteilt, die Scouser gehen als Favorit ins Rennen. Das sehen auch die Buchmacher aller renommierten Wettanbieter so. In den bisherigen vier Duellen verloren die Reds kein Spiel gegen die Portugiesen. Die letzte Begegnung liegt bereits elf Jahre zurück. Porto verlor das Vorrundenspiel in Anfield mit 4:1.
Unterschätzen darf man Porto gleichwohl nicht, auch Klopp weiß um die Bedeutung des Spiels: „Wir müssen sehr stark sein, um ein gutes Ergebnis zu erzielen“, sagte er gegenüber Medienvertretern am Dienstag. Besonders auf Moussa Marega (26) wird man Acht geben müssen, der Franzose befindet sich in einer bestechenden Form.
Defensive als Faktor
Die durchwachsene Gruppenphase Liverpools, lag unter anderem an der wackligen Abwehr. Doch mit der Verpflichtung von Rekordmann Virgil van Dijk, dürfte man dieser Problematik weitgehend einen Riegel vorgeschoben haben.
Erstmals seit seinem Amtsantritt vor drei Jahren, verfügt Jürgen Klopp mit dem Defensivspezialisten der niederländischen Elftal über einen echten Abwehrchef. Der 26-Jährige kommuniziert, dirigiert und verschiebt wie einst Klub-Legende Jamie Carragher in seiner Blütezeit.
Eine stabile Abwehr wird auch bitter nötig sein, der Gegner hat in 21 Spielen der Primera Liga bereits 53 Tore erzielt, nichts anderes hat das Team von Sérgio Conceição auch morgen vor, um sich eine gute Ausgangposition fürs Rückspiel Anfang März zu schaffen.
Schlüsselspieler ersetzen
Beide Teams müssen dabei auf Schlüsselspieler verzichten. Emre Can wird wegen seiner dritten Gelben Karte fehlen, doch auch Porto muss angesichts einer Rotsperre auf ihren Abwehrchef Felipe verzichten.
Während die Gäste den Vorteil haben, mit ihrer vorhandenen Kadertiefe den Deutsch-Türken ersetzen zu können, ist der Ausfall Felipes für die Hausherren schwerwiegender. Ersatzmann Ivan Marcano muss sich zudem mit einer Blessur herumschlagen.
Mehr noch, Abwehrkollege Diego Reyes zählt nicht gerade zur schnellsten Sorte, was gegen die Flügelflitzer Mohamed Salah und Sadio Mane böse ins Auge gehen könnte. Eine defensive Variante des 4-4-2 oder 4-2-3-1-System ist für Porto am wahrscheinlichsten. Mit dieser Aufstellung bezwang man in der Vorwoche den Erzrivalen Sporting mit 1:0.
Team News
Wie in den Tagen und Wochen zuvor, kommt es abermals zur Rotation. Im Tor scheint bis zum Rest der Saison alles geklärt. Sofern sich Loris Karius nicht schwerwiegend verletzt, dürfte der Einsatz von Mignolet zu Jahresanfang gegen Burnley der letzte seiner Art gewesen sein.
In der Abwehr ist van Dijk gesetzt, sein Partner dürfte Dejan Lovren heißen, der gegen die Saints nur auf der Bank saß. Die spannende Frage bleibt, für welches Personal sich das Trainerteam auf den Außenbahnen entscheidet.
Ein Einsatz von Alberto Moreno ist möglich, ob es für Joe Gomez reicht, wird der letzte Fitness-Test zeigen. Der 20-Jährige war am Wochenende offiziell mit einer Knieverletzung gelistet. Nathaniel Clyne hat das Training wieder aufgenommen, ein Einsatz ist allerdings ausgeschlossen. Trent Alexander-Arnold und Andrew Robertson stehen jedenfalls in den Startlöchern.
Dass Can nicht helfen kann, erklärt auch die Tatsache, warum Kapitän Jordan Henderson gegen Southampton geschont wurde. Neben Henderson hat Klopp mit James Milner, Alex Oxlade-Chamberlain, Adam Lallana und Gini Wijnaldum die Qual der Wahl.
Im Angriff bleibt alles beim Alten. Das neue Traumpaar bestehend aus Mohamed Salah und Roberto Firmino gehen gemeinsam mit Sadio Mané wiederholt auf Torjagd. Trotz nur wettbewerbsübergreifenden 20 zugelassenen Gegentreffern, ist der aktuelle Spielermangel in der Innenverteidigung der „Drachen“ nicht spurlos an den Verantwortlichen vorbeigegangen – ein möglicher Pluspunkt.
Portos Cheftrainer Conceição weiterhin auf die angeschlagenen Akteure wie Vincent Aboubakar, Danilo Pereira und André André verzichten muss, wird sich rund eine Stunde vor dem Anpfiff zeigen.
So oder so, der Champions-Leager-Sieger von 2004 rechnet sich durchaus Chancen aus: „Wir spielen gegen ein sehr starkes Team, mit einem Budget von über 200 Millionen Euro. Es stehen sich zwei historische Klubs gegenüber. Meine Spieler geben mir allerdings die Zuversicht, dass wir bestehen können“, so der 43-Jährige während der abschließenden Pressekonferenz.
Spielinfos
Kick-off
14. Februar 2018 – 20:45 Uhr
UEFA Champions League
Achtelfinale – Hinspiel
Austragungsort
Estádio do Dragão
Schiedsrichter
Daniele Orsato (Italien)
Letzten Begegnungen
Porto – Liverpool 1:1 (2007)
Liverpool – Porto 4:1 (2007)
TV-Übertragung
BT Sport 2, Sky Sport HD4
Voraussichtliche Aufstellungen
4-4-2
[team1]
Fraglich
Aboubakar, Pereira, André
Verletzte
–
Sperren
Felipe (Rotsperre)
Formkurve (Alle Wettbewerbe)
LDWWW
0:0 – Sporting (4:3 im Elfmeterschießen)
1:1 – Moreirense
3:1 – Braga
1:0 – Sporting
0:4 – Chaves
Tore/Gegentore (Primeira Liga)
53:10
Torschützenkönig (Primeira Liga)
Marega (16)
4-3-3
[team2]
Fraglich
Gomez, Klavan
Verletzte
Bogdan
Sperren
Can (Gelbsperre)
Formkurve (Alle Wettbewerbe)
LLWDW
1:0 – Swansea City
2:3 – West Bromwich
0:3 – Huddersfield
2:2- Tottenham
0:2 – Southampton
Tore/Gegentore (PL)
61:31
Torschützenkönig (PL)
Salah (22)
Match-Fakten
- Liverpool hat in den letzten 4 CL-Spielen mindestens 3 Tore erzielt
- Liverpool ist seit 10 CL-Spielen ungeschlagen
- Liverpool hat in 7 der letzten 8 CL-Spielen mehr als 2,5 Tore erzielt
- Porto hat wettbewerbsübergreifend in den letzten 3 Heimspielen gegen Liverpool weniger als 2,5 Tore erzielt
- Porto hat in 4 der letzten 6 CL-Spielen mehr als 2,5 Tore erzielt
Red Fellas Tipp
FC Porto – Liverpool FC 1:2