Die Reds bestreiten am Dienstagabend gegen Roma erstmals seit 2008 wieder ein Champions-League-Semifinale. Dabei will man sich für das Rückspiel in einer Woche eine optimale Ausgangslage verschaffen.
Die Fans sind heiß. Die Stadt elektrisiert. Der heilige Rasen in Anfield bereit. Das Europapokal-Enspiel 1984 in aller Munde. Das größte Spiel des letzten Jahrzehnts? Durchaus. Leider kann aber nur ein Team dieses sympathischen Duells ins Finale von Kiew am 26. Mai einziehen.
Hätte man zu Beginn der Champions-League-Saison darauf gewettet, dass Liverpool und die Roma neben Real Madrid und Bayern München zu den vier verbliebenen Mannschaften gehören würden, hätte man viel Schotter verdient.
Zufall? Keineswegs. Manager Jürgen Klopp formte sein Team zur meist gefürchtetsten Offensiv-Truppe Europas. Bereits beim Audi Cup konnte man mit dem inzwischen abgewanderten Phillippe Coutinho außerordentliche Ansätze feststellen. Die Hoffnung war also immer vorhanden.
Liverpool geht als Favorit ins Rennen, doch wer nur ansatzweise die „Giallorossi“ unterschätzt, dem ist nicht mehr zu helfen. Dabei darf man nicht nur das Comeback gegen Barcelona als Beispiel nennen. Trainer Di Francesco hat in seiner ersten Saison bzw. nach dem Karriereende von Francesco Totti und Abgang Salahs nicht nur spielerisch neu erfunden, auch taktisch hat sich der Serie-A-Klub weiterentwickelt.
Die Roma agiert mit Schlüsselfiguren wie Radja Nainggolan, Konstantinos Manolas, Daniele De Rossi, Edin Džeko und Torwart Alisson flexibel und ist ähnlich wie Liverpool nur schwer auszurechnen. „Unser Team hat zwei Systeme – Dreierkette und Viererkette. Ich werde mich rechtzeitig entscheiden“, sagte Di Francesco.
Auch Klopp mahnte am Montag in der Pressekonferenz zur Vorsicht. „Ich schaue viel italienischen Fußball. Zudem kenne ich Džeko noch aus Deutschland, daher bin ich über Romas Leistung nicht überrascht,“ so der Ex-Dortmunder. In der Tat ruhen alle Hoffnungen auf den Bosnier.
Sein Trainerkollege adelte ebenfalls den Gegner: „Mir gefällt Klopps Philosophie. Ich habe Respekt vor ihm und seinem Team. Allerdings glaube ich auch an meine eigene Spielphilosophie. Klopp ist ein großartiger Trainer und hat viele Titel gewonnen, aber wir wollen auch ins Finale“, so der ehemalige Roma-Akteur.
Club captain Daniele De Rossi lays a wreath at the Hillsborough memorial on behalf of the #ASRoma squad in remembrance of the 96 fans who lost their lives in 1989. pic.twitter.com/RrgYhIK18j
— AS Roma English (@ASRomaEN) 23. April 2018
Salah im Mittelpunkt
Englands frischgebackener Spieler des Jahres Mohamed Salah, steht jenem ehemaligen Klub gegenüber, bei dem er sich zu einem Top-Angreifer entwickelte. Bei 41 Toren in 46 Pflichtspielen ist sein Einfluss an der Merseyside allgegenwertig.
Vergessen hat man seine Taten in der ewigen Stadt nicht, wie uns James vom Roma Club Düsseldorf im Exklusiv-Interview verriet. Daher wird dieses Kräftemessen auch von vielen Emotionen begleitet werden. Nicht auszudenken, wenn Salah auch gegen die alte Liebe trifft.
Unterschiedliche Generalproben
Während Liverpool bei West Bromwich in der Schlussphase noch eine 2:0-Führung aus der Hand gab (2:2), machten die „Romanisti“ beim Provinzklub SPAL Ferrara kurzen Prozess. Mit einem souveränen 3:0 glückte am Samstagnachtmittag die Generalprobe, ehe man Montagmorgen nach Liverpool aufbrach.
International gaben sich die Hausherren allerdings keine Blöße. Keine einzige Niederlage stand bisher zur Buche. Liverpool ist seit 12 Spielen (UCL) ungeschlagen, dabei kann auch James Milner Geschichte schreiben. Der Routinier (8) ist nur noch eine Vorlage davon entfernt, um eine neue Bestmarke in Sachen Assists in einer Saison aufzustellen.
Die Auswärtsstärke spricht nicht gerade für die Römer. In der Königsklasse gelang dem italienischen Tabellendritten nur ein Auswärtssieg – zuletzt im September bei Qarabag Agdam (2:1). Gegen Chelsea folgte ein spektakuläres 3:3-Unentschieden. Die restlichen Partien gingen in der Fremde allesamt verloren.
Heimkulisse zum Vorteil nutzen
Wie auch schon im Viertelfinale gegen Manchester City wurde Anfield zum 12. Mann. Neben dem hoffentlich friedlichen Busempfang, werden die Fans ihr Team abermals nach vorne peitschen. Dessen ist sich auch Jordan Henderson bewusst: „Die Atmosphäre in Anfield ist unglaublich. Das hilft uns in großen Momenten wie diesem sehr. Ich bin mir sicher, dass die Fans morgen fantastisch sein werden, aber auch wir müssen auf dem Platz unsere Bestleistung bringen“, sagte der Kapitän.
John Arne Riise, der in seiner aktiven Zeit für beide Klubs spielte gab es sich diplomatischer: „Das wird eine großartige Chance für beide Klubs, ins Finale einzuziehen. Die Atmosphäre wird in beiden Spielen die beste in Europa sein.“
Team News
Joel Matip, Emre Can und Adam Lallana bleibt nach dem Saisonaus nur die Zuschauerrolle. Hinter Nathaniel Clyne steht ein kleines Fragezeichen. Der Rechtsverteidiger laboriert(e) an einer Muskelzerrung.
Lovren wurde am Wochenende praktisch geschont, daher sollte es wie gewohnt wieder zu einer Reunion mit Virgil van Dijk in der Innenverteidigung kommen. Alberto Moreno und Joe Gomez erwischten bei den „Baggies“ am Wochenende nicht ihren besten Tag, Trent Alexander-Arnold und Andrew Robertson lösen ab.
Das Mittelfeld verursacht abermals Rätselraten. Vier Spieler kommen in Frage, aber nur drei vakante Positionen sind zu vergeben. Jordan Henderson, James Milner und Alex Oxlade-Chamberlain gelten im Zentrum als Favoriten. Gini Wijnaldum fällt der Rotation zum Opfer.
Im Angriff ist der Kurs klar festgelegt: Alle Wege führen in die ukrainische Hauptstadt. Mohamed Salah, Sadio Mané und Roberto Firmino wollen sich ein Denkmal setzen.
Roma-Boss Eusebio Di Francesco hat keine neuen Verletzungsprobleme zu vermelden. Rick Karsdorp und Gregoire Defrel fehlen weiterhin.