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Heiko Vogel über Salah: „Haben uns gefragt, ob er einen Zwillingsbruder hat“

Mohamed Salah ist spätestens seit seiner Ankunft an der Anfield Road im Konzert der Großen angekommen. Doch eine Weltkarriere prophezeite dem Ägypter zunächst niemand, auch nicht sein ehemaliger Trainer Heiko Vogel beim FC Basel.

Nach unzähligen individuellen Titel – darunter Englands und Afrikas Fußballer des Jahres – krönte Salah im vergangenen Juni mit dem Champions-League-Sieg in Madrid seine noch junge Karriere. Als wäre dem nicht genug, gewann er mit Liverpool erst vor zwei Wochen auch den UEFA Super Cup gegen seinen alten Arbeitgeber Chelsea.

Wie Vogel – der eine Saison den FCB betreute – im XL-Interview mit Goal nun unter anderem verirrt, ahnte damals noch niemand, dass der „The Egyptian King“ nach Anpassungsschwierigkeiten eines Tages so einen Werdegang einschlagen wird. Der inzwischen 27-Jährige spielte zwei Spielzeiten in der Schweiz, bevor er 2014 das Abenteuer Premier League bei Chelsea startete. Der Rest ist Geschichte.

Inwiefern war Salah bei Basel beeindruckend?

Ihn habe ich bei Gegge (Sportdirektor Georg Heitz, Anm. d. Red.) im Büro erstmals auf Videos gesehen. Da habe ich zu Gegge gesagt: ‚Guck Dir den mal an, das ist ja unfassbar, die haben die Videos manipuliert.‘ Der Kerl war so herausragend schnell, das war irre. Man muss dazu sagen, dass Momo damals – mit 20 – schon ein Star in Ägypten und auf dem Sprung in die A-Nationalmannschaft war. Es war klar, dass er nicht zu den beiden großen ägyptischen Vereinen geht. Momo wollte entweder bei seinem kleinen Heimatverein bleiben oder nach Europa wechseln.

Salah hatten sicher auch andere Teams auf dem Zettel?

Es war ganz komisch. Nachdem wir die Videos angeschaut haben, sagte Gegge zu mir: ‚Weißt Du, was das Beste ist? Der kommt zum Probetraining.‘ Ich fragte: ‚Wie bitte? Was macht der?‘ Das fanden wir unfassbar beeindruckend. Bei seinem Talent dachten wir natürlich auch, dass an ihm zig andere Vereine dran sind.

Wie lief es dann ab? 

Er kam nach Basel, wir haben ihn vom Flughafen abgeholt und ins Hotel gebracht. Das war ein sehr angenehmer Abend. Diese Offenheit, diese Neugier und diese Demut, die Momo ausgestrahlt hat.

Konnte er Englisch? 

Nein, gar nicht. Er wollte ja Deutsch lernen. Da habe ich ihm gesagt: ‚Bleib mal ruhig, Meister. Deutsch ist sauschwer. Lern Englisch, das reicht schon.‘ Momo hatte einen ganz tollen Berater dabei, den Yaya. Er konnte fließend Englisch. So haben wir uns verständig.

Und dann kam die erste Trainingseinheit

Gegge und ich haben ihm gesagt: ‚Pass auf, Du kannst eigentlich trainieren, wie Du willst. Wir haben unsere Entscheidung sowieso schon getroffen.‘ Dann trainierte er am ersten Tag unterirdisch. Alle haben zugeguckt. Wir haben uns gefragt, ob er vielleicht einen Zwillingsbruder hat. Am zweiten Tag war es etwas besser, aber auch nicht gut. Da haben Gegge und ich schon bei den kleinsten Aktionen Werbung für ihn gemacht. Nach dem Motto: Habt Ihr den Pass gesehen? Und dann kam der dritte Tag.

Wie lief der ab? 

Da hat er alles zerlegt, war wirklich nicht zu stoppen. Ich habe selten einen so dominanten Auftritt im Zwei-gegen-Fünf gesehen. Das war absolut außergewöhnlich. Er war so wendig, so explosiv – nicht zu greifen. Wenn er das Ding auf dem linken Fuß hatte, war der Ball eh drin. Momo hatte aber auch immer den Blick für den Mitspieler. Nach dem Auftritt war allen klar, warum wir ihn holen wollten.

Wie erklären Sie sich seine Auftritte an den ersten beiden Tagen? 

Nicht mit Nervosität, Momo war selbstsicher, ist aber in eine neue Welt eingetaucht. Da musste er sich im wahrsten Sinne des Wortes erstmal akklimatisieren. Er kam aus dem heißen Nordafrika zu uns. Es ist immer schwierig, wenn du in ein Umfeld reinkommst, in dem du die Sprache nicht wirklich verstehst.

Sieht man an diesem Beispiel auch die Gefahr, wie schnell Talente verkannt werden können? 

Das passiert in drei Tagen nicht. Es geht bei Talenten nicht darum einzuschätzen, was du siehst. Du brauchst Fantasie und musst dir überlegen, wo der Spieler mit seinen Anlagen mal hinkommen kann. Die Kategorie Momo darf dir niemals durch die Lappen gehen.

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